Die angeblichen Stiftungen des Feminis

Dr. Karl Kempkes

Die angeblichen Stiftungen des Feminis

Zusammenfassung:
In dem folgenden Text wird die Behauptung widerlegt, dass Giovanni Paolo Feminis (Geburtsdatum unbekannt, gestorben 1736 in Köln) ein erstaunlich große Vermögen besaß. Diese Idee basiert auf seine angeblichen Stiftungen zugunsten öffentlichen Bauwerken in seiner Heimat Santa Maria Maggiore. Laut Maurizi und vielen anderen Autoren hätte Feminis z.B. 60.000 Lire zugunsten der Wiederaufbau der Pfarrkirche in Santa Maria Maggiore gespendet. Maurizi bezieht sich auf Scaciga, der seinerseits auf Cavalli hinweist: dieser berichtet über die angebliche Stiftung des Feminis in “Cenni statistico e storici de la valle Vigezzo” (1845), ohne irgendwelche Quelle oder Beweis dazu anzubringen. Es ist übrigens unmöglich, sich auf originale Dokumente und Schriftwechsel des Feminis zu beziehen, da sie nicht mehr vorhanden sind. Die Untersuchung einiger Korrespondenzbücher der damaligen Zeit, die sich im RWWA, Abtl. 33 befinden, bestätigt die Schlussfolgerung Mönckmeier-Schaefers, und zwar folgendes: Feminis Beitrag an der Spendenkasse, die von Johann Maria Farina und anderen aus Santa Maria Maggiore stammenden Persönlichkeiten eingesetzt wird, besteht nur aus 100 Dopien (d.h. 2.500 Lire); außerdem stellt er noch weitere 100 Dopien in Aussicht, aber weder er noch seine Witwe werden sein Wort halten, mit großer Enttäuschung der Förderer der gemeinsamen Aktion. Die obenerwähnten Angaben kann man in einigen Briefen Johann Maria Farinas nachlesen. Hier berichtet er über seine vielen und vergeblichen Versuche, Feminis zu einem großmütigeren Beitrag an der Sammlung beizubringen.

  1. Was ist über das „ungewöhnlich große Vermögen“ des Feminis quellenmäßig festzustellen?
  2. Welche Bedenken stehen der Verbindung dieses „Reichtums“ mit der Kölnisch Wasser-Herstellung entgegen?

Die wichtigsten Argumente, welche zu der Annahme eines ungewöhnlich großen Reichtums des Feminis ins Feld geführt werden, sind die angeblichen Stiftungen, welche Feminis für seine engere Heimat gemacht haben soll.

Als Quelle zu dieser Behauptung gilt G. de Maurizi: „Santa Maria Maggiore e Crana, 1928“, an. Diese Stelle bei Maurizi lautet: “Concorse con 60.000 lire imperiali all’erezione dell’attuale chiesa di Santa Maria“. Maurizi bezieht sich aber mit seinen Angaben wiederum auf Scaciga „Vite di Ossolani illustri“ und Scaciga beruft sich auf Cavalli „Cenni statistico e storici de la valle Vigezzo“.Dieser bringt endlich die gleiche Nachricht ohne sich auf irgendeinen Vorgänger zu beziehen, aber auch ohne eine Quelle anderer Art für diese seine Angabe aufzuzeigen.

Mußte denn nicht gerade der Gedanke an die angeblich erfolgte Vernichtung der Originaldokumente und des darauf bezüglichen Schriftwechsels des Feminis von selbst die Frage lebendig werden lassen, woher denn Maurizi bzw. Cavalli ihr „Wissen“ von den 60.000 lire genommen haben? Es handelt sich doch nicht um irgendwelche zeitgenössische Schriftsteller! Feminis starb 1736, und das Buch von Cavalli erschien 1845!

Weiterhin ist auffallend, dass alle die Angabe von Mönckmeier-Schaefer, dass Feminis nur einen Zuschuss in Höhe von 100 Dopien ( = 2.500 lire) zum Kirchenneubau in Santa Maria Maggiore gegeben habe, vollständig übergehen.

In einem besonderen Abschnitt dieser Ausführungen (siehe: „Feminis und die italienischen Schriftsteller des 19.Jahrhunderts“) sind sowohl Cavalli als auch seine Ausführungen über Feminis eingehend behandelt. Dort ist gezeigt, daß Cavalli seine Kurze geschichtliche Betrachtung über Feminis an eine bestimmte Adresse, und zwar an Jean Marie Joseph Farina, Paris, richtet, und daß es sich bei diesem „offenen Brief“ nicht um irgendwelche geschichtswissenschaftliche Forschungen, sondern lediglich um die Anführungen geeigneter „Momente“ handelt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, nämlich eine entsprechende Stiftung zur Errichtung eines Krankenhauses für arme Leute in Santa Maria Maggiore!

Die Tatsache, daß nicht nur die Originaldokumente der Stiftungen, sondern auch der gesamte darauf bezügliche Schriftwechsel verschwunden sind, kann aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit einem ungetreuen Verwalter der Gelder und Unterschlagung ihre Erklärung finden, wohl aber mit der Absicht einer bestimmten Person, die geschichtlichen Tatsachen post festum umzudeuten!
Wenn auch die Vernichtung des Schriftwechsels in Italien gelang, so geben doch die im RWWA, Abtl. 33 vorhandenen Korrespondenzbücher der damaligen Zeit genügend Möglichkeit, die wirklichen Verhältnisse in Bezug auf die Stiftungen zu Gunsten des Neubaus der Kirche in Santa Maria Maggiore in das richtige Licht zu stellen.
Am 12. Mai 1733 schreibt Johann Maria Farina, der an dem Wiederaufbau seiner heimatlichen Pfarrkirche großen Anteil nimmt, an seinen Vetter Guilielmo, der damals in Aachen lebte, daß er Feminis getroffen und mit ihm über seine gute Absicht gesprochen habe, der Pfarrkirche durch Spenden zu helfen. Feminis habe die Absicht geäußert persönlich 100 Dopien zu geben.

(… „avanti Jeri o fato incontro del sig.feminis aueme parlato insieme fra altro atorno sa bona volonta che a di munurare la nostra chiesa si e datto dintendere astengers p sine alla soma die 100 dopie“)
Allem Anschein nach geht aber Feminis nicht mit besonderer Begeisterung an die von Johann Maria Farina proklamierte Aktion heran, denn Farina bittet seinen Vetter Guilielmo, möglichst bald nach Köln zu kommen, um ihm bei der Gewinnung des Feminis zu helfen.
(„seconda la parenza se ne va al grangalopo piliate gesta cosa al vore e non perdete tempo quando douersi uenire qui a posta“)

Gleichzeitig fordert Farina seinen Vetter auf, den Mut nicht sinken zu lassen und inzwischen in gleicher Weise wie bisher, weiter zu spenden.
(„non ni deue rinchresere in mentre muerete agualmente merito auanti.“)
Am 27. Mai 1733 schreibt Farina an Barbieri in Brüssel, daß sein Vetter Guilelmo mit ihm zusammen bei Feminis gewesen ist und sie ihm die gefährliche Lage der heimatlichen Pfarrkirche geschildert haben mit dem Hinweis, daß, wenn nicht in Kürze Abhilfe geschaffen werde, die ganze Kirche zusammenbrechen würde.
(„..a poi ui losapere dire intra me et il cogine Guilelmo auemo dato a conosere a questo sig. Feminis che la nostra chiesa parochiale di sta matiene necesita desere riperata fra altro che in un corto loge come mi pose spiegare e degia crapata e se non si porta rimedio che in poco tempo cuore rischio di caschare.“)

Weiter schreibt Farina, daß Feminis ihm vorgestern versprochen habe, daß, wenn eine gemeinsame Aktion durchgeführt würde, er von seiner Seite aus 100 Dopien geben würde.
(„auanti jieri o fatto incontro del sudeto oue che mia promeso che p.una opera similie a risolto p.sua parte di astengersi p.sine a 100 dopie.“)

Da Feminis seine Spende von einer gemeinsamen Aktion abhängig macht, schlägt Farina in seinem Schreiben dann weiter vor, die Herrn „Corati und Sindici“ der heimatlichen Pfarrkirche sofort zu benachrichtigen und aufzufordern, an alle edeldenkenden Patrioten, welche sich hier im Lande befinden, eine Art Bittschrift zu schicken und auf diese Weise die Sammlung vorwärts zu treiben.
(„p.auer da questo sudeta soma bisogna scriuere di subito alla patria a nostri SS.Corati e sindici di sud chiesa che ui mandano a voi e a altri gelantomini patrioti che in questo paesi si ritrovano una spezie di suplica che si richie de agiuto da questi nos patrioti abitanti in questo paesi p far sudeto opera.“)
Am 31 Januar 1736 schreibt Farina an Barbieri in Brüssel, daß man aus der Heimat wegen der Pfarrkirche geschrieben habe. Es seien 25.000 Lire für die notwendigsten Arbeiten erforderlich, aber in der Kasse nur 15000 Lire vorhanden und deshalb sei man in großer Verlegenheit. Diese Nachricht habe er Feminis überbracht, der noch weitere 100 Dopien in Aussicht gestellt habe.

(„.. ui hano scrito dalla patria atorno la nostra chiesa anche ame mi hanno scrito il med. et ne o fato il riporto a questo sg.feminis con dirgli che nesta acordata p uinti cinque miglia Lire e si come non auemo in cassa che li 15000 siami imbarasati mi a promeso che fara pr anche cosa, mi soponge che sara p. anco 100 dopie.“)
Am 3 Juli 1736 schreibt Farina an Barbieri, daß er bis jetzt noch keine sicheren Angaben von Feminis über seine weitere Beihilfe habe erhalten können.

(„atorno la nostra chiesa ancho noi aueme auisa che ua auanzando poi a questo Sig.feminis p.sine al presente non posio da luy cauarne una certutuda.“)

Am 24 August 1736 schreibt Farina, daß er Feminis mit der Frage der Unterstützung der Pfarrkirche in Ruhe lasse.
(„atorno lafara p la nostra chiesa lascio questo sig.feminis di riposo“)

Am 26 November 1736 stirbt Feminis. Nach seinem Tode gehen aber die Sammlungen für den Kirchenbau in Santa Maria Maggiore weiter! Am 10 Oktobert 1737 schreibt Farina an Barbieri, daß sein Bruder Carl Hieronymus mit der Witwe Feminis gesprochen habe, um etwas für die Kirche in Santa Maria Maggiore zu bekommen.
(„mio fratt degia Mercordi scorso di ne e ritornato p dusseldorf senza abia con questa uechia p ancho podato optenire fra altro per la nostra chiesa“)
Am 10 Januar 1738 schreibt Farina, daß sein Bruder nochmals mit der Witwe Feminis gesprochen haben, um von ihr etwas zugunsten der Pfarrkirchen zu bekommen, wenn sie ihr Testament macht.
(„mio fratt e stato di nouo qui le scorse Ste feste e in aparenza comincia auer disposto la uechia a far qualche cosa per la nostra chiesa che si fera col suo Tastamento.“)
Am 10 Oktober 1738 schreibt Farina, dass sein Bruder nach Italien unterwegs sei und Geld für den Kirchenbau bei sich habe.
(„mio frattelo auanti il suo diporto p la patria ma imposto di dire al vor.Sig.Stefano che gli a reuisite dauer tirato il Sig.Bernardi a quele che sa bene e per consequenza a portato seco quel dinaro p la nostra chiesa“)
Am 24 Februar 1739 stirbt die Witwe Feminis, und am 7 März 1739 bringt Farina in einem Schreiben an Barbieri seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck, daß die Witwe Feminis in ihrem Testament nichts für den Kirchenbau festgelegt hat.
(„la uedoua feminis a lasiato p testamento tuto il fato suo a y poueri…..la grande pena che si a dato mio fratello el il Guilielmi pensando di tirare qualche cosa….per la nostra chiesa sono stato tuto inuane“)
Zusammenfassend lassen sich also aus den oben angeführten Briefstellen folgende wichtige Feststellungen treffen:
Feminis wird wiederholt aufgefordert für die Kirche in der Heimat zu spenden, aber es ist sehr schwer, in dieser Beziehung etwas bei ihm zu erreichen.
Die Initiative der Unterstützungsaktion liegt nicht bei Feminis.
Feminis erklärt sich bereit, 100 Dopien = 2.500 Lire zu spenden, wenn die andern auch mitmachen.
Farina schlägt einen Aufruf an alle Italiener in den deutschen Landen vor.
Es besteht eine Kasse für den Wiederaufbau der Kirche, und in dieser Kasse befinden sich bereits 15000 Lire, als Feminis nachweislich erst 100 Dopien gespendet hat.
Feminis hat weitere 100 Dopien als Spende versprochen, aber dieses Versprechen ist nicht eingehalten worden.
Nach dem Tode des Feminis ist die Finanzierung des Kirchenneubaues noch nicht gesichert. Die Sammlung wird weiter fortgesetzt.
Die Versuche, bei der Witwe Feminis etwas für den Kirchenbau zu erhalten, gehen fehl.
Drei Jahre nach dem Tode des Feminis, also im Jahre 1739, ist die Enttäuschung bei den Freunden des Kirchenbaues groß, daß in dem Testament der Witwe Feminis die Kirche in Santa Maria Maggiore leer ausgeht!

Aus diesen Feststellungen ergibt sich aber zwangsläufig, daß die Behauptung, Feminis habe in erster Linie den Neubau der Kirche finanziert, unhaltbar ist.

Es handelt sich hier aber nicht nur um einen Briefwechsel des Jahres 1733, sondern um durch Briefe belegbare Äußerungen eines Zeitgenossen, der nicht nur ein großes Interesse an dieser Frage aufzuweisen hat, sondern auch selbst unmittelbar mit den Vorgängen in Verbindung stand, und dessen Äußerungen aus den Jahren 1733-1739 herangezogen worden sind. Von besonderer Bedeutung aber ist die unmittelbare und dauernde Verbindung mit der Heimat, welche durch häufigere Besuche einzelner „Aktivisten“ wie Carl Hieronymus Farina und Guglielmi gepflegt wurde, so daß es sehr unwahrscheinlich sein muß, daß irgendeine größere Spende des Feminis, welche etwa, wie Utescher andeutet, „höchstpersönlich“, also nicht über den Weg der Gemeinschaftsstiftung nach Santa Maria Maggiore gelangt wäre, ihnen unbekannt geblieben sein könnte. Außerdem würden die weiteren Versuche, sowohl von Feminis selbst wie später noch von der Witwe Zuwendungen für den Kirchenbau zu erhalten, unerklärlich sein. „Die Angaben der italienischen Schriftsteller über den Umfang der Stiftungen und die Tatsache, daß nur sein Bild als Wohltäter in der Sakristei der Kirche hängt“ haben, wie an anderen Stellen ausführlich nachgewiesen, nach dem heutigen Stande der Untersuchungen keine Beweiskraft mehr.
Die Stiftung des Feminis in Höhe von 60.000 Lire ist in das Reich der Legende zu verweisen. Ein solcher Betrag wäre in der damaligen Zeit nicht mit Stillschweigen übergangen worden und eine weitere Sammlung und ein weiteres Sorgen um das Aufkommen des notwendigen Geldes, wie es nachweislich vorlag, wäre überflüssig gewesen, da ja die Zahlung des Feminis noch zu seinen Lebzeiten erfolgt sein soll.

In Wirklichkeit sind aber die ganzen Ausführungen, wie durch die inhaltliche Gedankenführung deutlich wird, Maurizi entnommen. Cavalli und damit auch Scaciga, der sich auf Cavalli bezieht, geben lediglich an, daß Feminis den Wiederaufbau des Gemeindehauses und des schönen Oratoriums von Crana bewirkte.

(„fece del proprio riedificare la casa del comune ed il bell Oratorio di Crana“)
Cavalli hält sich also fast wörtlich an die Aufschrift auf dem sogenannten Feminis-Bild, welche er einige Zeilen weiter wie folgt wiedergibt: „…e del proprio riedificatore dell‘ Oratorio e casa del Comune di Crana.“ Auf den historischen Wert dieser Aufschrift wird im Zusammenhang mit der Behandlung der sogenannten Feminis-Bilder näher eingegangen. Wesentlich ist hier zunächst, daß Cavalli in Bezug auf die Stiftung für das Oratorium in Crana keine Höhe des zur Verfügung gestellten Geldes angibt.

Erst Maurizi (S. Maria Maggiore e Crana, 1928, p.119/20) nennt den Betrag von 1000 Lire und stützt sich dabei auf eine „convenzione stipulata tra Carlo Gerolamo Farina e Carlo Giglielmi“ – die er als „procuratori del Feminis“ bezeichnet – „e i terrieri di Crana“, welche nach Maurizi (p. 120) folgenden Wortlaut hat:
„1743, all‘ 8 di settembre, nelle casa nuova della Communita di Crana, essendosi ivi congreati li uomini della terra di Crana, il sig. Carlo Gerolamo Farina, anche a nome del signor Carlo Guglielmi, ha proposto che vi sono lire dieci mille di Milano, d’oblazione fatta a dai medesimi procurata per riedificare l’Oratorio di Crana e fare un campanile; quale oblazione e stata fatta  ed e pronta con questo che li terrieri di Crana si obblighino di fare le oure per bisognevoli per portare i sassi, sabbia e legnami ed altre oure per transportare materiali bisognevoli per fare detto Oratorio e campanile; che pero detto signor Farina anche a nome del sig. Guglielmi ha interpellato li detti di Crana si intendono di fare le dette oure si o no, accio si possa venire alla riedificazione di detto Oratorio e far il campanile.- Pero, attesta questa oblazione, si obbligano di fare le suddette oure: Pietro Francesco Mattei, Giorgio de Giorgis…“

Maurizi bezeichnet diese Spende (oblazione) als eine Spende des Johann Paul Feminis und Karl Hieronymus Farina und Karl Guglielmi als die Sachwalter (procuratori) des Feminis. Wie ist es aber dann zu erklären, daß die „procuratori“ ihren Auftraggeber, den edlen Spender in diesem Abkommen (convenzione), überhaupt nicht erwähnen? Zweimal wird ausdrücklich hervorgehoben, daß Karl Hieronymus Farina nicht für sich allein handelt, sondern auch im Namen des Karl Guglielmi (anche a nome del signor Carlo Guglielmi), aber Feminis wird total totgeschwiegen!
Die Tatsache, daß bei der wirklich nachweisbaren Stiftung des Feminis zugunsten der Errichtung einer Schule in Santa Maria Maggiore Karl Hieronymus Farina und Karl Gugliemi als „procuratori“ in Erscheinung treten, setzt aber nicht voraus, daß, wenn die gleichen Personen bei anderen Stiftungen auftreten, es sich nur um „Feminis-Stiftungen“ handelt. Die Stiftung zugunsten der Schule hat folgenden Wortlaut:
„Per Tennore della presente procuram, Jo sotto scrito Costituisco a mio nome li SS. Carlo Guiglielmi e Carlo Gerol. Farina di dimandare et essigere da SS. Gio Batt. Barbieri e compagnie di Bruxelles pag’to della due centi copie prestatoli contra il di luoro biglieto ossia conffeso del 10 8bre 1731 con obligo alli miei sud’e due constituent procurano di rimpiazarle oue gli parera bene ad interreso e con li mad’e interresi di instituire in St’a Maria una scuola a benefitio de poueri Figlij di dela cura di St’a Maria…“
Die Durchführung dieses Auftrages an Karl Guglielmi und Karl Hieronymus Farina hat aber nach Utescher (Schreiben an den Verband der Kölnisch Wasser-Hersteller v.22.1.53) ins Deutsche übertragen zu folgendere Festlegung im Gemeindearchiv von Santa Maria Maggiore geführt:
„Crana, den 8.9.1743.
Wir, die Unterzeichneten, Carl Hieronymus Farina und Carl Guglielmi, haben die Absicht, ein Kapital von 5000 Imperial Lire zu dotieren, welche Johann Paul Feminis, gestorben am 26.11.1736, uns gab, und zwar zum Zwecke…“
Hier wird also ausdrücklich hervorgehoben:
„welche Johann Paul Feminis…uns gab…“!
In dem Augenblicke, wo man die Stellung des Karl Hieronymus Farina und des Karl Guglielmi bei der gemeinsamen Aktion der Italiener im deutschen Bereich zugunsten der heimatlichen Pfarrkirche berücksichtigt, so wie die oben angeführten Briefstellen es andeuten, werden die Worte der „convenzione“ über die Spende zugunsten des Oratoriums in Crana verständlich:
„oblazione fatta a dai medesimi procurata per riedificare l’oratorio“!
Auf Grund einer Aufschrift auf den Feminisbildern, deren quellenmäßige Wertlosigkeit, wie bereits erwähnt, in anderen Zusammenhang aufgezeigt werden wird, verbindet Cavalli den Namen des Feminis mit dem Neubau des Oratoriums in Crana, und Maurizi bezieht darauf aufbauend die in der „convenzione“ erwähnte Stiftung von 10000 Lire selbstverständlich auf Feminis.
Feminis war aber ohne Geld von Mainz nach Köln gekommen. Im Extantienbuch der Mainzer „Krämer-Zunft“ erscheint er für das Jahr 1687 mit einem Steuerrückstand von 2 Gulden und für das Jahr 1689/90 mit einem Rückstand von 3 fl. Im Extantienbuch der französischen Kontribution des Jahres 1689 findet sich der Rückstand von 6 fl. mit der Bemerkung: „ist weggezogen“. In Mainz scheint also die geldliche Stärke des Feminis noch nicht allzu groß gewesen zu sein. Auch das Taufregister seiner Kinder zeigt in Mainz einen auffallenden Wechsel der Pfarrei, und zwar im Jahre 1689 „St. Quintin“, 1690 „Dompfarrei“ und 1692 „St. Ignatius“.

Feminis und die italienischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts

Dr. Karl Kempkes

Feminis und die italienischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts

Zusammenfassung:
Drei italienische Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, und zwar Carlo Cavalli, Verfasser des ersten großen Werks über die Geschichte des Tales Vigezzo, Fr. Scaciga und Giacomo Pollini, haben in ihren Büchern auf Giovanni Paolo Feminis hingewiesen. Im folgenden wird der dokumentarische Wert dieser Informationen in Zweifel gezogen. Alle drei rühmen Feminis als großmütiger Wohltäter des Tales und erster Förderer des Erfolgs der Eau de Cologne. Durch die minutiöse Untersuchung deren Werke und Biographien erweist sich aber der bemerkenswerte Einfluss, den Jean Marie Farina 1785-1864 (Paris) auf sie ausgeübt hat. Dieser war damals eine sehr wichtige Persönlichkeit in seiner Heimat Santa Maria Maggiore sowie in dem ganzen Vigezzotal. Da er sich als Erbe des Feminis in der Herstellung der Eau de Cologne ausgegeben hatte, hatte er vermutliche Wohltaten des Feminis verbreitet und gepriesen, u. a. dessen angebliche Spende von 60.000 Lire zugunsten der Pfarrkirche von Santa Maria Maggiore, den Bau der Straße von Domodossola ins Vigezzotal, die Gründung einer Schule und eines Gemeindezentrums. Diesbezüglich gibt es aber keine dokumentarischen Unterlagen: das beeinträchtigt die Glaubwürdigkeit der von den drei obengenannten Schriftstellern gegebenen Informationen und bestätigt die Rolle Jean Marie Farinas als deren einzige mögliche Quelle. Als Zeitzeuge des gewaltigen Einflusses Jean Marie Farinas wird auch John Ruffini und sein Bericht über einen besuch im Vigezzotal herangezogen.

INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung: Jean Marie Farina 1785-1864 (Paris) und seine italienische Heimat.

  1. Dr. Carlo Cavalli: „Cenni Statistico-Storici della Valle Vigezzo“, Torino, 1845.
  2. Fr. Scaciga della Silva: „Vite di Ossolani illustri“, Domodossola, 1847.
  3. Dr. Giacomo Pollini: „Notizie Storiche, Statuti Antichi, Documenti e Antichità Romane di Malesco“, Torino, 1896.
  4. Schlusswort

Bei einer Untersuchung der Frage, welchen historischen Wert die Angaben der italienischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts in Bezug auf Feminis haben, ist es von großer Bedeutung, die Tatsache zu beachten, dass das Erscheinen der ersten Schilderungen dieser Schriftsteller in eine Zeit fällt, in welcher Jean Marie Farina, Paris, in Bezug auf Feminis einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung in seiner italienischen Heimat hatte.
Maurizi berichtet, dass aus Anlass der zwischen 1840 und 1846 ausgeführten Arbeiten an der Kirche der damalige Vikar Ponti eine öffentliche Ausschreibung erließ. Bei dieser Gelegenheit habe Jean Marie Farina, Paris, 4000 Lire gezeichnet und deshalb das Patronat über den Rosenkranzaltar erhalten.
In dieser Rosenkranz-Kapelle innerhalb der Pfarrkirche von Santa Maria Maggiore ehrt sein Andenken eine besondere Gedenktafel mit der bezeichnenden Aufschrift (in deutscher Übersetzung): „Dem Johann Maria Farina aus Santa Maria Maggiore, Patron dieser Kapelle, hervorragender Wohltäter der Kirche und würdiger Nachfolger von Johann Paul Feminis, gesetzt von der dankbaren Bevölkerung im Jahre 1846“.
Die obigen Ausführungen zeigen, dass dieser Farina damals in Santa Maria Maggiore durch seine Spenden ein solches Ansehen besessen hat, dass seine Äußerungen und Ansichten eine entsprechende Aufnahme finden mussten.
Im folgenden soll deshalb untersucht werden, ob Beziehungen zwischen diesem Jean Marie Farina und den italienischen Schriftstellern, die im 19. Jahrhundert über Feminis berichtet haben, nachweisbar und ob Beeinflussungen der oben erwähnten Art feststellbar sind.

1. Dr. Carlo Cavalli: „Cenni Statistico-Storici della Valle Vigezzo“, Torini, 1845.

1.) Wer war dieser Cavalli?
Maurizi („S. Maria Maggiore e Crana“, Domodossola, 1928, Seite 22-23) berichtet über Cavalli folgendes:
„Franz Anton Cavalli, Sohn des verstorbenen Karl Hieronymus Cavalli (1798-1842) war Pfarrer von Santa Maria. Ein Bruder von ihm ist der berühmte Historiker des Tales Vigezzo, Carl Cavalli, der am 5.12.1799 in Santa Maria Maggiore geboren und am 13.12.1860 gestorben ist. Er macht seinen Doktor der Medizin an der Universität von Pavia und war als Arzt in seiner Heimat tätig. Er war ehrenhalber Professor für Geburtshilfe an der Universität von Pavia und Doktor der Philosophie und Medizin an der Universität von Turin. Als sehr tüchtiger Arzt schrieb er: „Begründete Geschichte der außerordentlichen Krankheit, die seit 28 Jahren herrscht“, Mailand 1835, und „Geschichte des bösartigen Nervenfiebers, das in den Jahren 1839-40 im Tale Vigezzo wütete“ in der Zeitschrift für medizinische Wissenschaft, Turin, Juni 1844. Aber am stärksten trat Cavalli hervor mit der Veröffentlichung seines Werkes: „Statistische und geschichtliche Hinweise auf das Tal Vigezzo“, Turin 1845, in drei Bänden, die erste sorgfältige und ernsthafte Arbeit über die allgemeine Geschichte des Tales Vigezzo.
Er war auch unermüdlicher Verfechter des Baues der fahrbare Strasse von Domodossola ins Tal Vigezzo, Bürgermeister von Santa Maria Maggiore und Crana, Präsident des Provinzialrates von Ossola und Abgeordneten in subalpinen Parlament. Er wurde mit dem Kreuz des Ordens Ss. Maurizio e Lazzaro ausgezeichnet und Mitglieder verschiedener italienischer und ausländischer Akademien“.
Nach dieser kurzen Lebensbeschreibung zu urteilen, war also Carlo Cavalli eng mit Santa Maria Maggiore und Crana verbunden und eine aktive, vielseitig im öffentlichen Leben wirkende Persönlichkeit, deren Arbeitsgebiet weit über die Grenzen des Heimatortes hinwegreichte. Aus dieser Tatsache, die bei einer Bearbeitung der Akten im Gemeindearchiv von Santa Maria Maggiore noch viel stärker hervortritt, ergeben sich für die Bewertung seiner geschichtlichen Arbeit zwei wesentliche Schlussfolgerungen:
1. Die Zeit, welche unbedingt erforderlich ist, um eine so weitgehende geschichtliche Arbeit von drei Bänden über die Geschichte des Tales Vigezzo mit entsprechend gründlichen geschichtlichen Forschungen zu schreiben, stand ihm nicht zur Verfügung. Eine genauere Durcharbeitung seines Werkes bestätigt deutlich, dass es sich nur um eine Zusammenfügung von Berichten und Einzeldarstellungen Handelt, welche dem Verfasser von verschiedenen Seiten zugetragen worden sind. (Entsprechend heißt es im Titel seines Werkes: „…compilati da Carlo Cavalli“ also: „…zusammengestellt von…“).
2. Seien Persönlichkeit und sein Ruf gaben seinem Werke eine besondere Note, so dass sein Werk schnell und leicht die Grundlage der weiteren “geschichtlichen” Arbeiten des Tales wurde, ohne dass man es für notwendig hielt, eine genaue Prüfung der dort gebotenen Ausführungen vorzunehmen.

2.) Die Beziehung Cavallis zu Jean Marie Farina, Paris.
Maurizi erwähnt in der oben wiedergegebenen Lebensbeschreibung, dass Cavalli ein “ unermüdlicher Verfechter des Baues der fahrbare Strasse von Domodossola ins Tal Vigezzo“ war. Der Bau dieser „strada caregiabile“, also einer breiten Strasse, welche von Wagen befahren werden konnte, war für die Bevölkerung des ganzen Tales ein Ereignis von ganz besonderer Bedeutung. Bis dahin kannte man nur die schmalen Saumpfade, welche sich zum Teil heute noch an den Hängen der Berge hinziehen, und die schmalen Brücken, welche die Saumpfade im „Tal der hundert Täler“ über tiefe Schluchten weiterleiteten, aber so schmal gehalten sind, dass höchstens zwei Saumtiere an einander vorbeiziehen können. Selbst die Anlagen der Strassen in den einzelnen Ortschaften war dieser allgemeinen Verkehrslage angepasst, so dass in den alten Ortsteilen auch heute noch kein Wagenverkehr möglich ist. Dies alles kann heute noch für den Besucher dieses Tales zu einem romantischen Erleben werden, wenn er die Spuren der vergangenen Zeit zu deuten und zu beleben weiß, oder ihm Maultiere oder große Tragkörbe, meistens von Frauen auf gekrümmten Rücken getragen, von dieser Zeit, in der es keine andere Beförderungsmöglichkeit gab, eine Vorstellung vermitteln können. Für die Bevölkerung aber bedeutete dieser Verkehrslage, verbunden mit der schweren Arbeit und den kargen Bodenverhältnisse, ein schweres Dasein und ein frühes Altern oder Sterben.
Verantwortungsvolle Männer erkannten zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Bedeutung einer Fahrstrasse, welche das ganze Tal durchziehen, Domodossola mit Locarno verbinden und so der wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung wesentliche Verbesserungen bringen sollte. Leidenschaftlich setzen sie sich für diesen Plan ein und wohl einer der stärksten und einer der zähesten Verfechter bei der viele Jahre sich hinziehenden, immer wieder von neuen Schwierigkeiten bedrohten Durchführung des eigentlichen Straßenbaues war Dr. Carlo Cavalli. Über seine Arbeit berichten heute noch eine ganze Reihe von Bänden im Gemeindearchiv von Santa Maria Maggiore.
Als man ernsthaft an die Planung des großen Straßenbaues heranging, welcher viele hundert Meter Steigung und viele Schluchten in diesem „Tal der hundert Täler“ überwinden musste, stand man vor der Tatsache, dass die eigenen Mittel der Gemeinden nicht ausreichten und von der Provinz- oder Landesverwaltung keine große Hilfe zu erwarten war.
Aber die Männer, welche den Gedanke des Straßenbaues nun einmal gefasst hatten, ließen den Mut nicht sinken. Sie dachten an ihre Landsleute im Ausland, vielleicht in Erinnerung an die Durchführung des Kirchenbaues in Santa Maria Maggiore, und versuchten, durch freiwillige Spenden im In-und Ausland die Finanzierung des Straßenbaues zu sichern.
Zu diesem Zweck wird, wie die Akten im Gemeindearchiv von Santa Maria Maggiore berichten, ein besonderer Ausschuss gebildet:
„La deputazione nominata con Atto Consolare delli 17 octobre 1821 del Consiglio Generale della Valle di Vigezzo porterà il nome di Commissione della Strada nuova da Domo D’Ossola alla Suizzera Cantone Ticino per la Valle di Vigezzo“.
Nach den weiteren Ausführungen der Akten, in denen der Aufbau und die Aufgaben dieser Kommission festgelegt sind, werden zwei Abteilungen aufgestellt: „: “Questa commissione si divide in due sezioni una permanenta nella Valle e l’altra in Pariggi“.
Von diesen zwei Abteilungen, der ständig tagenden im Tale selbst und der in Paris aufgestellten, interessiert hier vor allem die Zusammensetzung der Pariser Abteilung. Hierüber berichten die Akte folgendes:
„Quella di Pariggi e composta dalli SS. Fratelli Trabuchi di Malesco, Gio Batt. e Gio Maria Zio e Nipote Mellerio, Francesco Mellerio e Gio Margaritis di Craveggia e Gio Maria Farina di Santa Maria Maggiore“.
Die Mitglieder dieser Pariser Kommission nahmen, wenn sie in die Heimat zurückkehrten, an den Sitzungen des permanenten Ausschusses teil, wie durch folgenden Passus besonders festgelegt wurde:
„Quall’ora alcuno de membri della commissione di Pariggi si ripatriasse formera parta della commissione permanente“.

Die Aufgabe der Kommission sollte es sein, Subskriptionen und Spenden zu sammeln, um auf diese Weise einen finanziellen Grundstock für den geplanten Straßenbau zu schaffen:
„L’ufficio della commissione si è collocare sottoscrizione e oblazioni per formare il fondo…“.
Jean Marie Farina, Paris, erhielt noch den besonderen Auftrag, die Aufgaben der Kommission in Deutschland zu übernehmen:
„Il Sig. Gio Maria Farina inparticolare ha inaltre l’incarico per le soscrizioni ed oblazioni nella Germania…“.
In den „Atti diversi della deputazione del Consorzio per la costruzione della Strada Vigezzina“ im Gemeindearchiv zu Santa Maria Maggiore, Band 11/II sind die Geldeingänge, welche über Paris kamen, aufgezeichnet. In kurzer Zeit konnte eine Summe von 27.000 Lire von dort notiert werden.
Weiter zeigen die Akten, dass auch nach dem Beginn des Straßenbaues eine dauernde Verbindung mit Paris aufrechterhalten bleibt. Besondere Berichte über Einzelheiten oder besondere Fragen werden den Pariser „Deputierten“ zugeschickt:

„Raporte dalli deputati della nuova Strada Vigezzina d’Italia alli Sign. Melerio Gio Maria, Fratelli Trabuchi, Farina Gioan. Maria … residenti in Pariggi“.

Im Jahre 1831 weilt Jean Marie Farina selbst in Santa Maria Maggiore und nimmt persönlich an den Arbeiten der permanenten Kommission teil. Am 20.9.1831 unterschreibt er zusammen mit Giuseppe Anton Borgnis, Cavalli, Peretti und anderen „Condeputati“ in Santa Maria Maggiore einen Brief an Sig. Alfrazzi, Domodossola, in einer Angelegenheit des Straßenbaues. Als Jean Marie Farina wieder nach Paris zurückgekehrt war, verschlechterte sich die finanzielle Lage des Straßenbauunternehmens, und zu Beginn des Jahres 1832 schrieb Dr. Carlo Cavalli als „Presidente della Deputazione“ und im Auftrage seiner Mitarbeiter einen langen „Brandbrief“ an Jean Marie Farina:

„Trotz der Anstrengungen der Gegner unserer lieben Heimat hat der Bau der Straße durch das Tal von Vigezzo nicht nur begonnen, sondern wird auch mit Eifer fortgesetzt, ohne damit den Zeitpunkt der Fertigstellung festlegen zu wollen. Es fehlen kaum noch mehr als dreihundert Meter fast ohne Unterbrechung von der Höhe von Santa Maria Maggiore bis zur Eben von Ossola; aber unglücklicherweise sehen wir bei der Überwindung der letzen Stufe die Kräfte schwinden. Der Kassenbestand der Gemeinden ist nunmehr erschöpft, die Provinz läßt keine Hoffnung auf weitere Unterstützung zu, da sie bei dem Stand der gegenwärtigen Lage keinen Überschuss hat. Es bleibt uns nur das Vertrauen auf die wohltätige Heimatliebe der zur Reichtum gelangten Landsleute des Tales Vigezzo, welche sicherlich nicht zulassen wollten, daß ein so nützliches werk verlassen stehen bleibt, das mit ihrer Spende begonnen und unter ihrem wertvollen Beistand fortgesetzt wurde. In dieser Überzeugung wagen die Unterzeichneten auf das wärmste die bereits erprobte Heimatliebe Euer Hochwohlgeborenen für diese Sache zu begeistern, damit sich im Zusammenwirken mit den guten Landsleuten wie Trabucci, Mellerio und Bonanzi ein neuer freiwilliger Anreiz ergeben möge für die zu Reichtum gelangten Vigezziner, die sich in jener Hauptstadt befinden, es zu ermöglichen, daß mit ihrer wohltätigen Unterstützung endgültig das letzte Hindernis überwunden und der Zeitpunkt der Vollendung der Straße gesehen werden könne, welcher in den Annalen unserer Heimat von geschichtsmachender Bedeutung sein wird, und fortbestehen wird in den dankbaren Herzen der ganzen, von Freuden erfüllten Bevölkerung das Andenken an diese Edelmütigen ihrer Vorfahren.

Mögen Eure Hochwohlgeborenen geneigt sein, günstig die Bitte der Unterzeichneten aufzunehmen; gestützt durch den Einfluß Ihrer Schutzherrschaft läßt sich das Doppelte für die teure gemeinsame Heimat erreichen. Empfangen Sie im voraus den herzlichsten Dank und die Segenswünsche der Bewohner dieses Ortes und die Versicherung der Hochachtung der Unterzeichneten, womit sie die Ehre haben…“

Brief der Dr. Cavalli an Jean Marie Farina, Paris:

Al Sig. Gio Maria Farina

Pregiatissimo Signore
Malgrado gli sforzi dei nemici della nostra cara patria la strada vigezzina non solo ebbe principio ma venne con calore proseguita sino quasi a loccare il suo termine, mancano infatti poco piu di trecento metri propinquo senza interruzione da Sanzta Maria Maggiore imo al piano dell’Ossola; ma disgrazialamente all’ascesa dell’ultimo gradino ci vediamo mancate le forze. Il fondo delle comuni trovasi oramai essurito; la Provinci anon ci lascia piu speranza di susidio, non avendo, stando l’attuali sistema, alcuno ameno sopravanzo.
Non ci rimane che la confidenza nella patria carita die dovizioni patrizi Vigezzini, i quali non vorrano certamente permettere che vadi deserta un opera cosi utile, incominciala merce le loro fatte largizioni e proseguita sotto i loro favorevol auspici. In tale persuasiva i sottoscritti osano di caldamente interessare l’esperimentato amor patrio della S.V. perche voglia di concerto con codesti buoni patrizi Trabucchi, Mellerio e Bonzani conquiacussi aprire una nuova e volontana sollecitazione presso i dovizioni Vigezzini chi si trovano in codeste capitale e far si che coi loro filantropia sussidii possi finalmente aprire l’asta dell’ultimo tronco e vedere il suo termino la strada vigezzina, che deve formare etrnamente epoca negli annali del nostro paesi nativo e perpetrare nell cuore riconoscente di tutta gusta popolazione la memoria die generosi di lei promolori.
Voglia importanto la S.V. accogliere favorevolmente la domanda die sottoscritti; appoggiarta coll influente di lei patrocinio e cosi doppiamente meritare dalla cari comune patria. Ne ricevi intanto gli anticipati ingraziamenti e le benedizioni degli abitanti di queste luoghi e l’assicuranza per parte dei sottoscritti con cui hanno l’onore dichiarasi
Di V.S. Pregiatissima
Santa Maria 27 feb. 1832”

Auf den weiteren Verlauf dieser Straßenbauaktion näher einzugehen, erübrigt sich in diesem Zusammenhang, da aus den obigen Ausführungen hinreichen erwiesen ist, daß Cavalli mit Jean Marie Farina, Paris, in Verbindung gestanden und in persönlich gekannt hat.

3.) Was berichtet Cavalli über Feminis?
Zum Abschluß seines 18. Kapitels schreibt Cavalli: „Wir wollen dieses Kapitel beenden mit einigen biographischen Hinweisen auf einen berühmten und wohlverdienten Bewohner des Tales Vigezzo und zwar auf Johann Paul Feminis. Er wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts in einer ehrenhaften, aber nicht reichen Familie geboren und begab sich, wie manche der Bewohner des Tales Vigezzo, kaum den Kinderjahren entwachsen, nach Deutschland, um sein tägliches Brot zu verdienen. Dort widmete er sich lange Zeit einem kleinen Handel mit Kurzwaren und zog durch Kaffeehäuser und über öffentliche Plätze mit einem kleinen Kasten um den Hals. Aber mit einer aufgeweckten Begabung und einem forschenden Geiste versehen, wußte er in Köln, wo er damals weilte, die Art und Weise zu finden, um ein Duftwasser herzustellen, dessen köstliche Qualität alles bisher Bekannte bei weiten übertraf. Am 13. Januar 1727 kündigte er seine neue Entdeckung öffentlich an und stellte sie zum Verkauf aus. Sie wurde als so ausgezeichnet befunden, daß sie sogleich das allgemeine Urteil auf ihrer Seite hatte und den Namen „Wunderwasser von Köln“ erhielt. Unter diesem Namen verbreitete sich das von unserem Feminis hergestellte Wasser in alle Teile der Welt, und da es heute von allen gekannt und gebraucht wird, ist es unnütz, hierüber weitere Ausführungen zu machen.“

Danach nimmt also Cavalli an, daß Feminis dank seiner eigenen Fähigkeiten das Rezept zu seinem „Wunderwasser“ gefunden, daß Feminis am 13. Januar 1727 mit dem Verkauf begonnen und daß sein „Wunderwasser“ schon frühzeitig den Beinamen „di Colonia“ geführt hat. Im Anschluß an diese Ausführungen geht Cavalli auf die Stiftungen des Feminis ein und schreibt: „Wohl wollen wir erwähnen, daß Johann Paul Feminis, in wenigen Jahren sehr reich geworden, seine arme Heimat nicht vergessen hat, er förderte den Aufbau der herrlichen Kirche von Santa Maria Maggiore mit der ansehnlichen Unterstützung von 60000 Lire, er bewirkte den Wiederaufbau des Gemeindehauses und des schönen Oratoriums von Crana, er vermachte für die Errichtung einer Schule in Santa Maria Maggiore die Summe von 5000 Lire. Viele andere Dinge hätte er vollbracht und großartige hätte er ausgedacht u. s. einen doppelten Säulengang zu errichten, um Santa Maria Maggiore und Crana zu verbinden, aber jäh raffte ihn der Tod allzu früh in Köln am 26. November 1736 hinweg.“

Von diesen Ausführungen muß besonders hervorgehoben werden, daß hier zum erstenmal die summe von 60000 Lire als Spende des Feminis für den Kirchenbau von Santa Maria Maggiore genannt wird und von weiteren phantastischen Plänen des großen Mannes gesprochen wird, deren Durchführung durch seinen jähen Tod vereitelt wurde.
Cavalli beschließt dann seine eigentlichen Ausführungen über Feminis mit dem Hinweis auf den großen Dank, welchen dieser durch sein „Aqua di Colonia“ reich gewordene, aber erst durch seine Stiftungen für alle Zeit beliebte Mann bei der Bevölkerung seiner Heimat gefunden hat. Er schreibt: „Die dankbaren Bewohner des Tales Vigezzo bewahren von diesem edelmütigen Manne vier Bilder in Lebensgröße; eins in der Sakristei der Pfarrkirche von Santa Maria Maggiore, ein anderes in der des Oratoriums von Crana, ein drittes im Gemeinde haus und ein viertes schließlich in der öffentlichen Schule. Unter diesen Bildern steht geschrieben: Johann Paul Feminis von Crana, Kaufmann, Destillateur des Acqua ammirabile in Köln, Hauptwohltäter der Pfarrkirche von Santa Maria Maggiore und eigentlicher Wiedererbauer des Oratoriums und Gemeindehauses von Crana. Glücklich der Mann, der durch den Beschluß der göttlichen Vorsehung mit ansehnlichem Reichtum gesegnet sich noch in der Ferne des Landes erinnert, das seine Wiege getragen, und sich mit freigiebiger Hand den Dank seiner Landsleute verdient. Es erklingen und werden immer von den Lippen dieser ganzen Bevölkerung die Lobeserhebungen auf Johann Paul Feminis erklingen, und wir vertauen, daß er im Reiche der Seeligen die wohlverdiente Belohnung genießt.“

Einen Maler oder irgendeine zeitliche Bestimmung der Anfertigung dieser sogenannten Feminisbilder gibt Cavalli nicht an. Seine Bemerkung „al naturale“ als Zeitangabe in dem Sinne „zu Lebzeiten gemalt“ aufzufassen, muß als unberechtigt abgelehnt werden, da „al naturale“ nichts anderes als in Lebensgröße bedeutet, also eine Größenangabe der Bildwerke ist! ebenso wenig interessiert sich Cavalli für den Zeitpunkt, wann die Bewohner des Tales Vigezzo ihr dankbares Herz erkannt bezw. die vier Bilder aufgehangen haben, von denen das Bild in der Sakristei des Oratoriums die Jahreszahl 1833 trägt! Weiter muß festgestellt werden, daß Cavalli die Unterschrift oder Aufschrift, welche sich auf dem Bilde in der Schule in Crana befindet (früher wohl Gemeindehaus), auf alle vier Bilder überträgt, was nicht den Tatsachen entspricht.

Doch alle diese Dinge sind für Cavalli nicht von wesentlicher Bedeutung. Seine Abhandlung scheint nicht der geschichtlichen Erfassung einer bestimmten Zeit oder Persönlichkeit gewidmet zu sein, sondern aus einem ganz anderen Grund in diesem sonst historisch ernster zu nehmenden Buche einen Platz gefunden zu haben. Auffallend ist schon die äußere Einordnung dieser Abhandlung in den Rahmen des Gesamtwerkes. Warum beschließt Cavalli ausgerechnet des Kapitel 18 mit den Ausführungen über Feminis? Folgende Angaben über die zeitliche Umgrenzung der einzelnen Kapitel, wie sie Cavalli selbst in seiner Inhaltsübersicht gibt, zeigen deutlich, daß zur Beschließung dieses Kapitels eine Betrachtung geschichtlicher Art über Feminis fehl am Platze ist:

Kapitel         XIII:     1670 – 1700
XIV:     1700 – 1720
XV:     1720 – 1744
XVI:     1744 – 1760
XVII:     1760 – 1788
XVIII:     1788 – 1790     (Gioanni Paolo Femminis di Crana!)
XIX:     1790 – 1797
usw.

Der Zeitabschnitt des Kapitel 18 eignet sich eher für Jean Marie Farina, Paris, als für Feminis! Und in der Tat zeigen die weiteren geschichtlichen Ausführungen, daß die eingeschobene kurze geschichtliche Betrachtung Jean Marie Farina, Paris, gewidmet ist. Cavalli fährt nach der starken Hervorhebung der Dankbarkeit, welche Feminis von der Bevölkerung entgegengebracht worden ist, mit folgenden Worten fort:
„Auf Feminis, der ledig gestorben war (!!), folgte in seinem Berufe als Destillateur des Wunderwassers Johann Anton Farina aus Santa Maria Maggiore und dann Johann Maria Farina, der gegenwärtig noch lebt und von dem wir gesprochen haben. Möge er von jenem nicht nur das Geheimnis, das Wunderwasser zu bereiten, geerbt haben, sondern auch die heilige Liebe zur Heimat, die Triebkraft zu unsterblichen Taten. Möge er den frommen und schon verkündeten Plan zur Ausführung bringen, in seinem Geburtsort ein Krankenhaus für arme Kranke zu errichten wie es bereits Gioachino Trabucchi für Malesco durchführt.“

Hier zeigt sich deutlich des Pudels Kern! Es geht um die Errichtung eines Krankenhauses für arme Leute in Santa Maria Maggiore. Cavalli hat einmal als Bürgermeister dieses Ortes ein großes Interesse an dieser Bereicherung seines Ortes und auf der anderen Seite ist er Arzt, und was vielleicht das wichtigste ist, „Presidente della Congregazione di Carita“. Nach Überwindung der napoleonischen Wirren hatte der Bischof von Novara in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine neue große Caritasbewegung in seinem Bistum ins Leben gerufen. Im Jahre 1822 wurde „coeventemente alla Nocificazioni di S. Emza il sig. Cardinale Arcivesco Vescovo di Novara“ die „Elezioni delli Sig. deputavi della Congregazione di Carita di Santa Maria Maggiore” durchgeführt, und ab 1822 berichten die “Atti Ospedali” (Gemeindearchiv von Santa Maria Maggiore) über die Sitzungen dieser Deputierten, welche “nella sacrestia della vend. chiesa Parochiale” abgehalten wurden. Diese “Verbali Originali” zeigen die lebhafte Teilnahme des “Presidente Dr. Carlo Cavalli sindaco” und seines Bruders “Sacerdote Francesco Antonio Cavalli Coadjuture”, der damals als Seelsorger in Santa Maria Maggiore tätig war.

Cavalli setzte sich ebenso leidnschaftlich für den Caritasgedanken ein wie er es für seinen großen Plan des Straßenbaues von Domodossola nach Locarno tat. Diese beiden Aufgaben kennzeichnen geradezu seine Tätigkeit als bürgermeister von Santa Maria Maggiore. Unter der Würdigung dieser Tatsache muß die ganze “geschichtliche Abhandlung”, welche Cavalli über Feminis geschrieben hat, gesehen werden. Es handet sich hier um nichts anderes als um einen offenen Brief an Jean Marie Farina. Dies zeigt sich dann auch recht deutlich in dem nun folgenden Schlußabschnitt der Ausführungen Cavallis:

“Möge er alsdann noch mehr gesegnet sein von Gott, und gesegnet von uns allen, glücklich auf Erden, glücklich im Himmel, wenn auch das Glück des reichen Mannes aufgeht in der Kraft, den Unglücklichen und Armen zu helfen; überhaupt besteht das verdienstvollste Werk bei den Gerechten der Gerechten in der heiligen Nächstenliebe und der christlichen Liebe der Armen. Und diese unsere Wünsche entströmen um so lebhafter umserem Herzen, je seltener in unseren Tagen Männer wie Feminis geworden sind und man gleichsam das Zusammengehörigkeitsgefühl als verloren bezeichnen könnte. Oh, wenn jene unsere Väter wiedererstanden in einfachem Anblick und leuchtender Reinheit den Verächtern unserer gegenwärtigen Zeit und den frevelhaften Gorreslästern unserer Heimat erscheinen würden, dann würden sie sicherlich sagen: ihr möget wissen, daß wir in einer unglücklicheren Zeit gelebt haben als ihr. Verfolgt von Hunger und Elend, von Kriegen mit Menschen und selbst mit wilden Tieren, bedrückt von benachbarten und fernen Machthabern, ausgeplündert von Räubern oder schwer mitgenommen von der Pest, wußten wir aber immer uns fromm zu erhalten, treu unserem Herrgott, einig mit Kraft, Festigkeit und Beständigkeit unsere heimatlichen Rechte zu verteidigen, immer frei und redlich zu unseren Freunden, menschlich zu den Feinden, mitleidig mit den Elenden, weder Anbeter noch Verfechter des Prunkes, aber immer gut und daher gesucht und geachtet in den verschiedenen Städten, die von uns aufgesucht wurden, um mit unserem ehrlichen Schweisse und mit unserem tätigen Eifer das zu gewinnen, was die Armut unserer, von uns immer auf das innigste geliebte Heimat verweigerte.”

Jean Marie Farina, Paris, hatte sich als Erbe und Nachfolger des Feminis in Bezug auf die Herstellung des Acqua di Colonia ausgegeben, er hatte Feminis als den entsprechend großen Mann geschildert und vieles von ihm zu erzählen gewußt, und nun soll er selbst, reich gesegnet mit den Gütern der Erde, so wie Feminis, der, ob mit Recht oder Unrecht mag dahingestellt bleiben, als großer Wohltäter geschildert wurde, sich als Helfer der Armen hervortun. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Aufzählungen der Wohltaten des Feminis in dem „Appell“ Cavallis aufzufassen. Ob dabei z.B. die Erwähnung der 60000 Lire zugunsten der Kirche von Santa Maria Maggiore auf eine gelegentliche Rühmung des Jean Maria Farina, Paris, oder auf eine zweckbestimmte Angabe Cavallis zurückzuführen ist, ist belanglos. Irgendwelche dokumentarische Unterlagen, welche auf die Richtigkeit dieser Spende von 60000 Lire hinweisen könnten, sind nicht vorhanden. Die Anführung des von Feminis angeblich geplanten doppelten Säulenganges zur Verbindung von Crana und Santa Maria Maggiore läßt vermuten, daß es sich hier um eine Begeisterung von Cavalli stammende, über das Ziel hinausgehende Verherrlichung des Feminis handelt. Dieser Gedanke, über eine Strecke von fast einem Kilometer einen doppelten Säulengang bauen zu wollen, ist so absurd und unglaubwürdig, daß heute noch ernster denkende Leute der Gegend, wenn man mit ihnen über diesen angeblichen Plan spricht, mit einem bezeichnenden Lächeln ein weiteres Eingehen auf dieses Thema ablehnen. Für den „Straßenbauer“ Cavalli, der über weite Strecken und große Schwierigkeiten hinweg zu planen gewohnt war, mag eine solche Idee tragbar gewesen sein!

Zusammenfassend muß also festgestellt werden, daß die Angaben, welche Cavalli über Feminis macht, zu, mindest von den Historikern nur unter größter Vorsicht aufgenommen werden können, und daß der äußere Rahmen, in welchem diese Angaben zu finden sind, d.h. das Gesamtwerk Cavallis leicht zu falschen Schlußfolgerungen Veranlassung geben kann.

2. Fr. Scaciga: „Vite di Osssolani illustri“ dell‘ Avvocato Fr. Scaciga della Silva con un quarto storico delle Eresie.“ Domodossola 1847.

1.) Scaciga’s Stellung zu seiner Schrift
In seinem Vorwort, das an den Leser gerichtet ist, führt Scaciga aus: „Mein Buch veröffentlicht die Lebensbeschreibungen einiger Männer, welche sich zur Hauptsache durch ihr Unternehmen oder die vornehme Haltung ihrer Tugendhaftigkeit und Weisheit ausgezeichnet haben- Wenn ich bei der Abfassung dieser geringfügigen Arbeit meine Blicke genügend auf die Seiten des Buches von Plutarch gelenkt hätte, dann würde ich mich gebührend überzeugt haben, daß er prunkhafte Titel: „berühmte“, der von diesem Biographen einigen wenigen hervorragenden Feldherrn oder erhabenen Philosophen des Altertums gewährt worden ist, schlecht angewandt werden kann auf alle die Männer, welche in meinem Buche hervortreten. Aber dieses ganz verschiedene Jahrhundert, welches noch großartigere und wohlklingendere Titel in verschwenderischer Weise an solche vergibt, welche sie noch weniger verdient haben, wird mir gütigst Verzeihung gewähren. Die Öffentlichkeit möge mir jedoch nachsichtig sein in Bezug auf die allzu nachdrückliche Ausdrucksweisen, welche ich mitunter zu gebrauchen mir erlaubt habe, uns sie leicht übersehen mit dem Gedanken daran, daß ich für meine Heimat und meine Landsleute schreibe…“

Es handelt sich also um ein Heimatbuch, das der Verfasser zur Verherrlichung seiner Heimat geschrieben hat, und in welchem er sich mehr dem Gedanken an die Landsleute als der strengen Forderung einer wissenschaftlichen Arbeit unterordnet. Dies zeigt sich auch deutlich in der Vorbemerkung, welche Scaciga seinem Kapitel über Feminis vorausschickt. Dort schreibt er: „Die Geschichte, welche ich von Feminis erzähle, ist geradezu die Geschichte des Wunderwassers. Der Leser wird mir deshalb zu verzeihen wissen, wenn ich, um das Lob des Erfinders auszuführen, es unternehme, den Wert und das Schicksal seiner Erfindung zu beschreiben. Die Vortrefflichkeit des Entdeckten ist das beste Lob für den Entdecker. Ich widme diese Seiten nicht dem Liebreiz der Schriftstellerei oder der Strenge der Wissenschaft und der Philosophie, wohl aber der Neugierde der liebreichen Jungfern und dem launischen Geschmack der galanten Stutzer, welche sehnlich wünschen, die Entdeckung des Wasser kennen zu lernen, dessen duftenden Wohlgeruch sie so lebhaft begehren.“

2.) Was berichtet Scaciga über Feminis?
Nach der angeführten Vorbemerkung fährt Scaciga fort: „Johann Paul Feminis wurde in Crana, einer Ortschaft von Santa Maria Maggiore im Tale Vigezzo gegen Ende des 17. Jahrhunderts geboren; er begab sich als junger Mann nach Deutschland, um dem Handel nachzugehen, ließ sich in Köln nieder und verbrachte dort einige Zeit mit der Ausübung eines bescheidenen Handels mit Kurzwaren. Schließlich erwählte das Glück ihn zu seinem Liebling und überließ ihm die Grundlagen zu einem riesigen Aufschwung durch die wunderbaren Vorzüge dieser alkoholischen Flüssigkeit, welche sich heute noch Acqua di Colonia nennt.“

Im Gegensatz zu Cavalli spricht Scaciga also vom Glück, das Feminis geholfen hat, und nicht von dessen persönlicher Tüchtigkeit. Hierzu bringt er folgende Begründung: „Es gibt eine Überlieferung, welche als sicher gilt, und diese gibt an, daß die Entdeckung dieses Wassers den Engländern zu verdanken ist. Sie besagt, daß das englische Heer, welches sich in Goa befand, dermassen von der Ruhr befallen wurde, daß es jeden Tag einen ansehnlichen Teil an Soldaten verlor. Es wurde verlangt, daß alle Ärzte und alle Chirurgen des Heeres sich zu einer Beratung vereinigten, und gemeinsam durch Zusammenstellung verschiedener Bestandteile wohlriechender Essenzen bereiteten sie ein Getränk, welches es wunderbarerweise ermöglichte, die Gesundheit der Soldaten wiederherzustellen. Es fügte sich, daß ein Oberst dieser Armee auf seinem Wege durch Köln Feminis sah mit seinem Hausiererkasten über der Schulter und ihm die Art, das Getränk von Goa zu bereiten, mitteilte und ihm die wunderbare Wirkung kund tat.“

Dies ist der erste Hinweis auf die angeblich englische Herkunft des Rezeptes. Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man als Quelle dieser Angabe irgendeine Erzählung des Jean Marie Farina, Paris, annimmt, welcher auf diese Weise sein Erzeugnis mit einem besonderen Nimbus umgeben wollte. Daß Jean Marie Farina, Paris, auch für Scaciga als Quelle in Frage kommt, wird weiter unten näher ausgeführt. Scaciga hält auf jeden Fall diese „Überlieferung“ für glaubwürdig, denn er schreibt ausdrücklich: „die als sicher gilt“. Einschränkend bemerkt er jedoch, und zwar zu, Teil in Widerspruch zu seinen eigenen Ausführungen: „Nichtsdestoweniger nehmen diejenigen, welche sein Geheimnis in Besitz haben, jene Überlieferung nicht als berechtigt an. Sie wollen, daß der gleiche Feminis davon der Erfinder war, und daß er zum erstenmal am 13. Jan. 1727 in Köln eine Werkstatt für den Handel mit seiner Entdeckung eröffnete.“

Doch in dieser Beziehung ist die persönliche Leistung für Scaciga nicht das Ausschlaggebende. Für ihn ist das wichtigste, was die Landsleute für die Heimat getan haben. Er, der mit Cavalli sich für den Straßenbau Domodossola-Locarno eingesetzt hat, und der wie Cavalli aktiv in der Caritasbewegung tätig war, bekennt sich mit Stolz als Vigezziner. Aus dieser Einstellung heraus hebt er diese Taten seiner Landsleute in seiner Schrift, welche nach seinen eigenen Worten für seine Heimat und seine Landsleute verfaßt wurde, besonders hervor. Er fährt fort: „Die Chemie, welche damals noch ganz in den Kinderschuhen steckte, betrachtete erstaunt die neue Flüssigkeit des Feminis und bezeichnete sie als ein Wunder einer einzigartigen Erfindung. Vielfache Beifallskundgebungen zollten ihm selbst die Ärzte und erhoben es zu einem europäischen Namen. Sanft und sehr köstlich wurde der Wohlgeruch befunden, wunderbar die Wirkung bei verschiedenen Übeln. Feminis sammelte in weniger als zehn Jahren ein kolossales Vermögen an. Aber die Begünstigungen des Glückes änderten nicht das Herz des unerschütterlichen Vigezziners. Unverdorben in der beschränkten Lebensweise war er auch unverdorben im Glück: reich nach Herzenslust und Besitzer eines Geheimnisses, welches ihm eine sehr glückliche Weiterentwicklung seines Handels sicherte, war er weit davon entfernt, seine Heimat zu vergessen, sondern schickte beträchtliche Summen zur Erleichterung der armen Landsleute.

Andere, Ossolaner, wurden reich durch den Handel in fremden Ländern: für sie sind immer noch Erinnerungszeichen ihres Glückes die teuren Orte ihrer unschuldigen Kindheit. Die Vigezziner dagegen (vergebens möge der Neid versuchen sie ihres gerechten Reichtums zu berauben) wenden sich in jedem Alter und aus allen Ländern immerwährend den heimatlichen Gefilden zu und umschwärmen sie mit der Begeisterung einer sanften Vorliebe und füllen sie mit Reichtümern und edlen Unterstützungen an. Dafür sind Zeugen die Gotteshäuser und Heiligtümer, welche mit wertvollen Gaben geschmückt wurden, dafür erheben sich zu einem Denkmal die öffentlichen Wohltaten, welche den entkräfteten Kranken und die schmachtende Familie aufrichten, dafür sprechen die vor kurzem so zahlreich ausgelegten Beihilfen für die Fahrstraße, welche von Domodossola nach Santa Maria Maggiore und nach Malesco geht.“

Und in die Reihe dieser für die Heimat „aufgeschlossenen“ Vigezziner, welche Scaciga als „illustri“ bezeichnet, gehört auch Feminis, denn: „Feminis zahlt 60000 Lire für den Aufbau der Pfarrkirche von Santa Maria Maggiore, errichtet von Grund auf ein Gemeindehaus, errichtet das Oratorium di S. Giovanni Evangeliste in Crana, gründet eine öffentliche Schule zur Unterrichtung der Kinder und legt die Grundlagen zu dem Plan eines großartigen Säulenganges zwischen Santa Maria Maggiore und Crana.“

Damit berichtet Scaciga als zweiter italienischer Schriftsteller von den großen Wohltaten des Feminis, aber er gibt zu diesen seinen Ausführungen ausdrücklich Cavalli als Quelle an. Damit tritt die Angabe Cavallis, welche dieser ohne Quellennachweis niedergeschrieben hat, ihren Weg in die weitere „Geschichtsschreibung“ an. Der nächste „Historiker“ kann sich also jetzt schon auf zwei „Quellen“, d.h. auf Cavalli und Scaciga, berufen! Scaciga, der sich voll und ganz für diesen „großen Wohltäter“ Feminis begeistert, stellt mit Bedauern fest: „Aber wie großmütig ihm das Schicksal auch in Bezug auf den Reichtum war, auf der anderen Seite zeigte es sich ihm gegenüber geizig im Leben. Er hat kaum zehn Jahre seines Glückes gezählt als er bereits seine Augen im Frieden des Gerechten schloß. Er ist am 26. November 1736 in Köln gestorben.“

Dann aber nimmt Scaciga mit seinem ganzen südländischen Temperament Abschied von Feminis, den er ja nur von Bildern, welche ihn angeblich darstellen sollen, kennt und in die er mit Begeisterung Leben zu bringen versucht: „Die dankbare Heimat bewahrt sein verehrtes Bildnis an vier öffentlichen Plätzen, welche sein Patronat rühmlich verkünden. Der Vigezziner, welcher einen Blick auf dieses Bild wirft, um die Ruhe der Heiterkeit und die Stärke des Geistes zu betrachten, kann schlecht das Auge wegwenden, ohne die Zeichen der Nächstenliebe zu bewundern, welche in seine Stirn eingezeichnet sind und ohne in dem Lächeln seiner Lippen die Reinheit des Herzens zu lesen. Ihm zeigt sich dann zur Erinnerung der Gedanke an seine Hochherzigkeit und Wohltätigkeit: inbrünstige Beifallskundgebungen und Stimmen aufrichtigen Dankes lösen einander ab von hundert Kindern, welche jährlich heranwachsen und sich stärken in ihrem Streben in der von ihm selbst gegründeten Schule: ihr Geist vereinigt sich mit der Zärtlichkeit und schließlich, zur äußersten Bewunderung und Dankbarkeit erhoben. wendet sich ihr Blick zum Himmel, gleich als wollte er noch größeren Dank des Allerhöchsten herabflehen auf diesen wohltätigen Bürger, auf diesen tugendhaften Menschen!!!

Die drei Ausrufungszeichen sind von Scaciga selbst gesetzt! Hundert Jahre vorher würden wohl diese Ausrufungszeichen einen anderen Sinn gehabt haben, wenn es überhaupt zu Lebzeiten des Feminis oder in den ersten Jahrzehnten nach seinem Tode möglich gewesen wäre, in diesem Sinne von dem „großen Wohltäter“ oder „diesem tugendhaften Menschen“ in dessen italienischer Heimat zu schreiben. Den Verwandten würde es zu mindest eigenartig in den Ohren geklungen haben, und die Bevölkerung von Crana und Santa Maria Maggiore, welche das Schicksal dieser Verwandten miterlebte, würde eine solche Schilderung zurückgewiesen haben. In den Akten des „Ospidale“ in Santa Maria Maggiore findet man z.B. eine Aufstellung von Unterstützungen armer Leute (vergl. „Nota del Speso per il Ven. Ospidale di Santa Maria Maggiore“ im Gemeindearchiv), welche u.a. folgende Angaben enthält:

“1728 dato per vestire un figlio…12.–.–
1734 dato a Giacomo Ant. Feminis per sepelire un suo figlio…7.–.–
1735 pagato a Giacomo Antonio Feminis…6.–.–
1736 pagato a Giacomo Antonio Feminis…10.–.–
1736 per fatto sepellire un poveretto morto…4.16.–
1742 a Giacomo Ant. Feminis…8.–.–
1742 a Maria Feminis…5.–.–
1746 alla moglie di Giacomo Ant.Feminis…6.–.–
1747 a Giacomo Antonio Feminis…4.–.–
1749 a Maria Feminis…7.–.–
1749 pagato a Maria Elisabetta Feminis…5.–.–
1759 pagato a Carlo Gioseppe Feminis…8.–.–
1761 pagato a Gioseppe Maria Feminis…7.–.–
1761 pagato a Francesco Maria Feminis…8.10.–” usw.

Auch Johann Maria Farina, Köln, war damals das Schicksal der Verwandten des Feminis nicht unbekannt, wie ein Brief von ihm an Barbieri in Brüssel vom 7. März 1739 erkennen läßt. Dort schreibt er u.a.: „Die große Mühe, welche sich mein Bruder und Guilelmi gegeben haben, um etwas für seine Verwandten und für unsere Kirche herauszubekommen, sind vollständig vergeblich gewesen…“ („La grande pena che si a dato mio frattelo et il Guilelmi pensando di tirare qualche cosa per li suoi parenti e poi per la nostra chiesa sono state tute invane…“)
Scaciga setzt seine Ausführungen sinngemäß wie Cavalli fort: „Der Entdecker starb, aber sein Geheimnis starb nicht mit ihm. Johann Anton Farina erbte es und vererbte es an Johann Maria Farina, unter dessen Namen es noch immer im Handel ist.“

3.) Scaciga und Jean Marie Farina, Paris
Damit ist die eigentliche „Feminis-Geschichte“ bei Scaciga beendet, aber er beschäftigt sich noch weiter mit dem Schicksal des Acqua di Colonia, und gerade diese weiteren Ausführungen lassen deutlich die Quelle erkennen, aus der Scaciga sein Wissen geschöpft hat. Da diese Abschnitte in dieser Beziehung für sich selbst sprechen, sollen sie in den wesentlichsten Stellen wiedergegeben werden:
„ Aber wenn die Vielfältigkeit der Nachahmungen als Maßstab dafür dienen kann, den Wert irgendeines Industrieerzeugnisses festzustellen, dann können wenige Erfindungen sich rühmen, in der Öffentlichkeit einen solchen Grad der Beachtung gefunden zu haben, wie das Acqua di G. P. Feminis, weil sicherlich wenige so häufig gegen den Betrug der Fälschungen zu kämpfen hatten. Jean Marie Farina, in Santa Maria Maggiore geboren und nunmehr in Frankreich naturalisiert, hatte durch die Einführung seines Geheimnisses bald ehrenvolle Belobigungen von den Höfen in Frankreich, England, Preussen und Deutschland. Er wurde sogar zum Lieferant jener Höfe ernannt mit dem Recht, ihre Wappen bei dem Versand seiner Waren als Dekoration zu führen. Die in Paris für besondere Heilmittel eingesetzte Kommission gewährte ihm am 18. August 1810 über das Ministerium des Inneren eine besondere Approbation, und die schmeichelhaften Belobigungen von Perey, Beyeux, Bertholet, Lefaivre, Broussais, Pelletan, Distel und Capuron, sehr tüchtige Professoren der Medizin, der Chirurgie und der Chemie und zum größten Teil Mitglieder des französischen Instituts sind eine erhabende Huldigung an die Güte dieses Wassers. Wer ein beredteres Zeugnis wünscht, der lese die Privatgeschichte Napoleons und er wird sehen, daß der Sieger von Montenotte, Marengo und Austerlitz es nicht unter seiner Würde fand, in dem Acqua di Feminis eine heilsame Macht zu erkennen, welche allen anderen überlegen ist.

Aber selbst wenn Farina sich seines Geheimnisses rühmen konnte, so hatte er doch auf Schritt und Tritt damit zu kämpfen, die Fälscher niederzuwerfen. Andere Geheimnisse wurden angepriesen, andere Destillationen trugen den Namen Acqua di Colonia. Aber es war die Zeit gekommen, in der ganz Paris erkannt hatte, daß keines vergleichbar war mit dem des Farina. Deshalb wurde es bei der Toilette der Dame wie beim Bade der reichen Herren im Überfluß verbraucht. Es wurde gerne genommen zum Einreiben bei Migräne, bei Ohrenschmerzen, bei Gichtschmerzen, eingenommen wurde es zur Beruhigung bei Zahnschmerzen, bei Krämpfen, bei Anfällen von Kolik, kurz es wurde als wunderbar angepriesen bei Hunderten von Krankheitsfällen, so daß, wenn die Nachfragen danach sich noch vermehren, es kaum der Unermüdlichkeit des Herstellers möglich ist, die Zügel seines weiträumigen Laboratoriums in der Hand zu halten, um die Lebenskraft seines Geheimnisses der Destillation einzuflößen, welche eine zahlreiche Schar von Menschen täglich bereitet. Der Name Acqua di Colonia allein war deshalb nicht mehr ausreichend, um dem starken Begehren der anderen zu genügen. Die Pariser wollen das Acqua di Giovanni Paolo Feminis, und mehrere französische Destillateure scheuten sich nicht damals einen schändlichen Gewinn zu suchen durch Fälschung der Wappen, der Namen und der Herkunft einer Flüssigkeit, welche sie als Ware des Johann Paul Feminis absetzten.

Farina nahm den Kampf auf und brachte ihn vor das Gericht. Viele Prozesse wurden geführt, und es gab viele Richtersprüche, aber seine Sache blieb immer siegreich. Das erste Urteil trägt das Datum vom 24. August 1814 und ist vom Civiltribunal der Seine zu Ungunsten des Senaux Cantio, welchem untersagt wurde, sich der Erkennungszeichen zu bedienen, welche zum Handel des Farina gehörten….In Anbetracht dieser 16 Gerichtsurteile, welche ich aufgezählt habe, hoffe ich, daß der Leser mir die Eröffnung einer allzu weit führenden Erörterung ersparen wird. Ich wiederhole, daß der Wert der Erfindung des wahre Lob für den Erfinder ist und daß die Vielzahl der Fälschungen die Hervorragendheit des Konzeptes beweist, welches sich mit Recht unter dem Namen Acqua di Colonia in der Öffentlichkeit verbreitet hat. Andere Streitigkeiten werden entsprechend den vorangegangenen gerichtlich verfolgt, und die letzte richtete sich gegen einen Juden, welcher in der nähe von Mailand einen Schmiedegesellen gefunden hatte, welcher sich Johann Maria Farina nannte, und von ihm den Namen kaufte, um in Paris eine Firma zum Nachteil des Erben des Johann Paul Feminis aufzurichten. Aber der Großmut und die Aufgewecktheit des Vigezziners siegten über die list des Juden und vereitelten seine Absicht.“

Im Anschluß an diese eingehende Behandlung der Fälschungen beschäftigt sich Scaciga dann ausführlich mit den Nachahmungen. Im Rahmen dieser Arbeit würde es aber zu weit führen, auch diese Stellen näher auszuführen, da die oben wiedergegebenen Berichte einwandfrei zeigen, daß die Kenntnis der hier von Scaciga angegebenen Einzelheiten zur damaligen Zeit nur von Jean Marie Farina, Paris, selbst stammen kann!

3. Dottore Giacomo Pollini:
Notizie Storiche, Statuti Antichi, Documenti e Antichita Romane di Malesco.“ Torino 1896.

Pollini, der als Heimatschriftsteller sich in erster Linie mit der Geschichte seines Geburtsortes Malesco im Vigezzotal befaßt, widmet Feminis kein besonders Kapitel. Er bringt aber in seinen Ausführungen einige Hinweise auf ihn, welche wiederum deutlich zeigen, daß Jean Marie Farina, Paris, einen wesentlichen Einfluß auf die italienische Geschichtsschreibung, soweit sie sich auf Feminis bezieht, ausgeübt hat. Pollini berichtet u.a., daß Bewohner des Tales Vigezzo nach Frankreich, der Schweiz, Österreich und Deutschland auswanderten, und fährt dann fort:

„Es sind dies vor allem aus den Orten Toceno, Santa Maria Maggiore und Crana, welche zuerst als einfache Schornsteinfeger tätig waren und dann mit der Zeit die reichsten Kaufleute in Kurzwaren und Schmucksachen des Landes wurden. Von diesen wurde der berühmteste von allen ein gewisser Johann Paul Feminis in Crana, gestorben im Jahre 1736, welcher als der Erfinder des berühmten Acqua di Colonia gilt. Er war in der winterlichen Jahreszeit als Schornsteinfeger in Köln und den benachbarten Orten des Rheinlandes tätig, und in den anderen Jahreszeiten durchzog er die gleichen Orte, um Kurzwaren zu verkaufen, bis er das Glück hatte, von einem armen Soldaten, seinem Zimmergenossen in Köln, welcher von Indien heimgekehrt war, wo er als Bursche eines Oberst im Dienste der englischen Armee gestanden hat, das Rezept eines Wunderwassers zu erhalten, welches einen zarten Duft hatte und in kurzer Zeit sein Glück und das Glück seiner Nachfolger brachte und welches heute unter dem Namen Acqua di mirabile di Colonia des Johann Maria Farina bekannt ist, welcher auch Vigezziner war, aus Santa Maria stammte und ein Verwandter des Feminis war.“

Interessant ist hier die Wandlung des Obersten in den Burschen des Obersten als Vermittler des Rezeptes, da anscheinend die Schilderung von Scaciga, daß ein Oberst die Bekanntschaft des „Straßenhändlers“ gesucht habe, nicht als wahrscheinlich angesehen wurde. Wichtiger ist aber, daß Pollini in einer Fußnote die Quelle seiner ganzen Berichterstattung angibt. Diese Fußnote lautet: „Dieses erfuhr ich durch die Erzählung eines Freundes des Farina, eines gewissen Gio Francesco Nino aus Druogno, welcher im Jahre 1877 im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Dieser war noch dazu der Liquidator der von ihm zurückgelassenen öligen Substanz.“

In diesem Zusammenhang ist eine weitere Stelle bei Pollini von Bedeutung, welche darauf hinweist, welchen Eindruck allein der Villenbau dieses Jean Marie Farina bei Masera in der damaligen Zeit hervorgerufen hat. Diese Stelle lautet: „ Der größte Teil der Vigezziner wußte durch Arbeitsamkeit, Bescheidenheit und Sparsamkeit eine ziemliche Geldsumme aufzuhäufen, und nicht wenige hatten ansehnliche Vermögen von einigen Millionen, welche sie dann in ihrem Alter in der Heimat im Kreise der Familie genossen, wo sie sich alle Annehmlichkeiten des Lebens verschafften insbesondere durch Erweiterung der Wohnung oder Neubauten, welche sie mit gutem durchaus städtischen Geschmack durchführten. Dies taten sie nicht nur in ihrem Heimatort, sondern auch in dem Gebiet von Masera bis Trontano, wo sie gute Teile der in diesen Gemeinden gelegenen Weinberge kauften und herrschaftliche und vornehme Villen bauten.

Unter all diesen Villen bei Masera verdienen zwei besonders erwähnt zu werden. Die eine des Herrn Johann Maria Farina aus Santa Maria, des früheren Fabrikanten des berühmten wohlriechenden Wassers von Köln, welcher sch hier einen dermaßen großen Palast hinbaute als ob er so viele Öffnungen im Haus haben wolle als Tage im Jahr sind; der andere des Herrn Cav. Felice Mellerio aus Craveggia, welcher sich eine Villa bauen ließ, welche nicht hinter den schönsten am Lago Maggiore zurücksteht.

Schlußwort

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß alle drei italienischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts in ihren Schilderungen, welche sich auf Feminis beziehen, mehr oder weniger von den Aussagen des Jean Marie Farina, Paris, abhängig bezw. von seiner Persönlichkeit beeinflußt sind. Wie stark aber der Einfluß dieses Jean Marie Farina auf die breitesten Schichten der Bevölkerung des Vigezzotales war, läßt John Ruffini in seinem Buche „Carlino and other Stories“ in besonders deutlicher Form zu Tage treten. Ruffini hat das Vigezzotal zu Lebzeiten des Jean Marie Farina besucht, ihn selbst persönlich kennen gelernt und bei ihm gastliche Aufnahme gefunden. In diesem Buche schildert Ruffini u.a. den Besuch des Vigezzotales und die Eindrücke, welche er hier gewonnen hat, bevor er Jean Marie Farina persönlich näher treten konnte. In Domodossola angekommen erkundigt sich Ruffini in dem Gasthause, in welchem er abgestiegen, nach der Möglichkeit, einen Führer zum Besuche dieses Tales, welches er gerne kennen lernen wollte, zu erhalten, und der Gastwirt vermittelt ihm die Bekanntschaft mit einem jungen Manne namens Battistino, der im Dienste des Jean Marie Farina stand und mit Ruffini den Weg nach Santa Maria Maggiore gemeinsam zurücklegen will. In dem Gespräche, welches Battistino mit Ruffini auf diesem Wege führt, tritt deutlich das Bild der damaligen Stellung des Jean Marie Farina in den Augen der Bewohner des Vigezzotales zu Tage. Gleich am Eingange des Tales grüßt das großartige Haus des Jean Marie Farina die beiden Wanderer, und der Reichtum, welcher aus diesem Bauwerk spricht, steht im Vordergrund der Aufmerksamkeit:

„I was struck by the appearance of a very handsome country-house, which stood on a lofty eminence facing us, surrounded by noble terraced gardens. The mansion commanded the same extensive views of the beautiful valley that strike the traveller so forcibly from the bridge of Crevola. I pointed out this dwelling to my guide with an inquiring look. „Palazzo del Signor Padrone“, was his answer. „Your padrone then is rich?“ „Hu!“ returned Battistino with a lengthened exclamation, waving his hand expressively up and down. „Tanto ricco! – ricchissimo! Tanto seior!“ And this was followed by a long and eloquent eulogium, or history, unfortunately lost upon me, with the exception of the words „Generoso, generosissimo – da Paris.“

Als sich die beiden Wanderer Santa Maria Maggiore näheren, erklingen die Glocken der Pfarrkirche und bieten gleich wieder Gelegenheit, auf den Reichtum und die Großherzigkeit des Jean Marie Farina aufmerksam zu machen: „As we advanced, the sound of a finetoned church-bell came wafted on the air. It sounded like a rejoicing peal. Battistino became excited, and contrived to make me understand that the bell, the great bell, was a gift from his padrone to the church.

In Santa Maria Maggiore besuchen Ruffini und Battistino die Pfarrkirche, und dort tritt wiederum Jean Marie Farina als besonderer Wohltäter der Bevölkerung dem Leser der Erzählungen Ruffinis entgegen. Zwei Hochzeitspaare werden getraut und ihr Wohltäter ist Jean Marie Farina, der persönlich bei der feierlichen Handlung zugegen ist:

„I was going to propose that we should leave the church, when a numerous company entering, relieved me from the attention of the congregation, and I remained a forgotten observer. The new-comers were two young couples, surrounded by their respective friends, coming to the altar to receive the nuptial benediction. „Pepine and Ghita, Giovanni and Maria!, said my guide in an undertone, as he pointed out the couples, and he went on to make me understand that his padrone had given the dota (marriage-portion). His enthusiasm now seemed to lose all power of expression in words, and to concentrate itself in his two bright eyes, while I thought to myself: „This padrone of him must be a rare character – a rich and liberal man dispensing his wealth in shedding happiness among the simple population of this retired valley.“

Beim Verlassen der Kirche beobachtet Ruffini die Hochachtung und Anhänglichkeit, welche die Bevölkerung Jean Marie Farina entgegenbringt: „At the door of the church, all crowded round Battistino’s master with various expressions of affectionate and respectful gratitude, which re received with fatherly good-humour, and then disengaged himself from the group.“

Vor der Kirche macht Ruffini mit Jean Marie Farina persönlich Bekanntschaft und wird von ihm gastfreundschaftlich eingeladen. Beide verlassen in dem Wagen Farinas Santa Maria Maggiore. Battistino, der zum Lenken der Pferde auf dem Bock Platz genommen hat, benutzt unterwegs eine Gelegenheit auf den Ausbau der Fahrstraße von Domodossola nach Santa Maria Maggiore hinzuweisen. Da Ruffini ihn aber nicht gleich versteht, sagt Jean Marie Farina: „Battistino is anxious to inform you that this road from Santa Maria Maggiore to Domo was made by me: some years ago there was only a bridle-path. Living in the neighbourhood, I was of course one of the most interested in the improvement.“

So steht Jean Marie Farina als reicher und gleichzeitig edelmütiger Helfer und Wohltäter vor Ruffini: „I felt no difficulty in asking my host to explain to me by what uncommon fortunes he had become, from a poor mountain boy, such as we had met in the morning, the benefactor of all around him.“ „He contributes with generous care to the welfare of the poor in his neighbourhood. He knows intimately their wants and their feelings; and is therefore competent, from experience as well as inclination, to dispense with the best effect, his munificence among those who want his assistance.“

Wenn man diese wenigen Stellen aus dem Buche Ruffinis berücksichtigt, ist es nicht schwer die Berechtigung der Behauptung zu erkennen, daß Jean Marie Farina als Persönlichkeit in der damaligen Zeit einen großen Einfluß auf die breite Öffentlichkeit in Santa Maria Maggiore und darüber hinaus in dem ganzen Vigezzotale ausgeübt hat und daß auch die Schriftsteller der damaligen Zeit in ihren Veröffentlichungen, soweit sie Bezug nehmen auf mit Jean Marie Farina in Verbindung stehende Sachgebiete auf sein Urteil und seine Meinungsäußerung weitgehendst Rücksicht nahmen.

Diese Verhältnisse können bei einer Bewertung und Auswertung der oben angeführten italienischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, wie alle, die ausgeführt wurden, im Einflußbereich des Jean Marie Farina gelebt und geschrieben haben, nicht unbeachtet bleiben. Nur unter Würdigung dieser Sachlage sind die Angaben dieser Schriftsteller, soweit sie sich auf Feminis beziehen, geschichtlich zu beurteilen.

“Cenni Statistico-Storici della Valle Vigezzo”

compilati da Carlo Cavalli. (Sindaco da venti anni di Santa Maria Maggiore)
Tom.II  Torino 1845.

(pagina 167)
Termineremo questo capo con alcuni cenni biografici di un illustre e benemerito Vigezzino, cioè di Giovanni Paolo Feminis de Crana. Nato egli sul declinare del secolo decimo settimo da onesta, ma non ricca famiglia, recavasi, come suolsi dai Vigezzini, appena passati gli anni infantili, nella Germania per procacciarsi il pane. Colà attese per molto tempo ad un piccolo commercio di minuta chincaglieria girando
(pagina 168)
per le botteghe da caffè e pei luoghi pubblici con piccola cassetta appesa al collo. Dotato però di un in gegno svegliato e di uno spirito investigatore seppe ritrovare il modo di fabbricare in Colonia, ove egli allora dimorava, un’acqua odorosa di tali e così squisite qualità da superare di gran lunga qualunque siasi altra fin allora conosciuta. Allì 13 gennaio 1727 annunciava ed esponeva in vendita la nuova sua scoperta, la quale fu trovata così eccellente, che ebbe immediatamente il suffragio universale, ed il nome di acqua mirabile di Colonia. Egli si è con questo nome che l’acqua preparata dal nostro Feminis si diffuse in tutte le parti del mondo, e che è ora talmente da tutti conosciuta ed usata da rendere inutile qualunque siasi spiegazione. Ben diremo, che Gianni Paolo Feminis fatto in pochi anni ricchissimo non iscordossi della povera sua patria; sovvenne la fabbrica del grandioso tempio di Santa Maria Maggiore col vistoso sussidio di lire sessanta mila: fece del proprio riedificare la casa del Comune, ed il bell’Oratorio di Crana: lego per l’erezione di una scuole pure in Santa Maria Maggiore la somma di lire cinque mila. Molte altre cose egli avrebbe fatte, e molte e colossali ne aveva già ideate, fra quali quella di erigere un doppio porticato, che congiungesse Santa Maria Maggiore con Crana, ma la morte sgraziatamente lo colse troppo presto in Colonia il 26 novembre 1736. I Vigezzini riconoscenti conservano di questo uomo generoso quattro ritratti al naturale; uno nella sacrestia parrocchiale di Santa Maria Maggiore; un altro in quella dell’oratorio di Crana; un terzo nella casa del Comune, ed un quarto finalmente nel locale della publica scuola. Al di sotto die medesimi sta scritto: Giovanni Paolo Feminis di Crana Mercante distillatore d’acqua ammirabile a Colonia, principale benefattore della Chiesa parrocchiale di Santa Maria Maggiore, e del proprio riedificatore dell’Oratorio,
(pagina 169)
e casa del Comune di Crana. Fortunato quell’uomo, che favorito per decreto della Divina Provvidenza di vistose fortune sa ricordarsi anche lontano, del paese che gli diede la culla, sa meritarsi la riconoscenza de’ suoi compatriotti colla mano liberale della beneficenza. Suonano, e suoneranno eternamente fra le labbra di tutta questa popolazione le lodi Giovanni Paolo Feminis, e noi confidiamo ch’egli godrà nel regno de’ Beati il ben meritato guiderdone. Al Feminis, morto in istato nubile, succedette nella professione di distillatore dell’acqua ammirabile Gioanni Antonio Farina da Santa Maria Maggiore, e quindi Gioanni Maria Farina attualmente vivente, e del quale si è già per noi parlato.
Possa questi avere ereditato da quelli non solo il secreto di comporre l’acqua mirabile, ma ancor il santo amore di patria, animatore d’immortali azioni! Possa mandare ad effetto il pio e già manifestato progetto d’istituire nel luogo di sua nascita un Ospedale pei poveri infermi, come già fece Gioacchino Trabucchi per Malesco! Che allora sarà maggiormente benedetto da Dio, e benedetto da tutti noi, beato in terra, beato in cielo, se pure la felicità dell’uomo ricco sta tutta nel potere soccorrere gl’infelici ed i miseri; se pure l’opera più meritoria presso il Giusto dei giusti sta nella santa carità e nel cristiano amore del povero. E questi voti tanto più vivi partono dal nostro cuore inquantochè gli uomini pari al Feminis scarseggiano grandemente ai giorni nostri, e quasi direbbesi perduta la stirpa. Oh se quei padri nostri redivivi apparissero in aspetto semplice, e spirante candore agli sprezzatori dei tempi presenti, ed ai sacrileghi bestemmiatori della patria terra, certo loro direbbero: sappiate essere noi vissuti in tempi più infelici dei vostri. In preda alla fame, alle miserie, alla guerra cogli uomini, e persino colle bestie feroci; vessati da potenti vicini e lontani; depredati
(pagina 170) dai ladri o decimati d’alla peste seppimo mai sempre conservarci religiosi, fedeli ai nostri signori, uniti con forza, fermezza e costanza nel difendere i patrii nostri diritti; sempre franchi e leali cogli amici; umani coi nemici; compassionevoli coi miseri; non adoratori nè curanti del fasto; ma sempre buoni, e quindi cercati ed onerati nelle diverse città per noi percorse a guadagnare cogli onesti nostri sudori, e coll’attiva nostra industria quanto ci negava la sterilità di questi luoghi da noi sempre amati tenerissimamente.
………………
(pagina 258)
due famiglie Farina, l’una a Colonia, l’altra a Düsseldorf…
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Cap. 13: 1670-1700
14: 1700-1720
15: 1720-1744
16: 1744-1760
17: 1760-1788
18: 1788-1790 (Gioanni Paolo Femminis di Crana)
19: 1790-1797

(pagina I 50)
Non e pero questo che non vi sieno ancora molti negozianti Vigezzini assai considerevoli, e noi per tutti citeremo Gianni Maria Farina a Parigi distillatore dell’acqua di colonia, e provveditore delle corti di Francia, Inghilterra, Prussia, ed Allemagna…
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“Vite di Ossolani illustri”
dell’Avvocato Fr. Scaciga della Silva con un quarto storico delle Eresie.
Domodossola 1874.

Al lettore… e publico le biografie di alcuni individui, che maggiormente si distinsero coll’apparato delle loro imprese o col nobile corredo delle virtù e della sapienza. Se per compilare questo tenue lavoro, io avessi sollevato abbastanza il mio guardo alle pagine di Plutarco, avoci dovuto persuadermi, che il titolo pomposo de illustre accordato da quel biografo ai soli capitani più valorosi, ed ai soli filosofi più illuminati della antichità, male poteva convenirsi a tutti gli individui, che figurano sulla scena di questo mio libro. Ma il secolo degenere che prodigalizza titoli anche più giganteschi, e più damorosi a chi meno d’assai seppe meritarli, vorrà concedermi (spero) un benigno perdono. Il publico vorrà pure essermi indulgenti per le troppo enfatische esspressioni, che talvolta mi sono permesso di adoperare, e vorrà facilmente obliarle al sovvenisi, che io scrivo per il mio paese ed ai miei concittadini. Del resto quando anche non giugnessi ad  appagare appiono le brame dei lettori, sarei tuttavia lieto sempre d’avere cosacrato pochi momenti d’ozio al servizio della patria col ricordare le più degne memorie di lei; e n’avrei pure sempre un compenso nella reminiscenza di quelle studiose indagini, che tanto più mi affezionano ai trapassati, quanto più veggo diseccarsi tra contemporanei la sorgente della famigliare schiettezza, e della vera magnanimità…
(pagina 240 sq.)
La storia, che io narro del Feminis, è la storia di quest’acqua mirabile. Il lettore saprà perciò perdonarmi se a compiere l’encomio dell’inventore mi soffiremo a descrivere i pregi, e le sorti del suo trovato. L’eccelenza della scoperta è l’elogio più facendo per lo scopritore. Jo consacro queste pagine non all’amenita dell lettere, od all’austerità delle scienze, e della filosofia; bensì alla curiosità delle amabile zitelle ed al gusto capricioso dei galanti zerbini, che agognano di conoscere la scoperta di quell’acqua, della quale si ardentemente bramano l’olezzante fragranza.
Giovanni Paolo Femnis trasse li suoi natali in Crana borgata di Santa Maria Maggiore in Vigezzosul declinare del Secolo XVII: s’avviò da giovinetto in Germania per attendere al commercio, si stabilì in Colonia, e la durò qualche tempo nell’esercizio di un discreto traffico di chincaglieria. Finalmente la fortuna li trascelse a suo prediletto, e gli gettò le radici ad un gigantesco ingrandimento fondato sui pregi portentosi di quel liquido Alcoolino, che si chiama tuttogiorna Acqua di Colonia.
V’ha una tradizione, che passa per sicura, e la quale insegna, che la discoperta di quest’acqua si debbe agl’Inglesi.
(pagina 241)
Vuolsi cioè, che, trovandosi a Goa l’armata Britanna, fosse a tal segno tribulata dalla dissenteria da perdere ogni giorno una parte cospicua di soldati. Pretendesi che tutti i medici, e tutti i Chirurghi dell’esercito s’adunassero allora a consulta, e combinando insieme vari elementi di odorose essenze ne formassero una brevvanda, che valse mirabilmente a restituire in salute la milizia. Aggiungesi, che un colonnello di quell’armata passando per Colonia, e veggendo Feminis colla cassetta da merciajuolo sulle spalle, gli insgnasse il modo di comporre la brevanda di Goa, e gliene manifestasse i prodigi.
Coloro nondimeno, che ne ereditarono il secreto, non ammetteno per legitima questa tradizione. Vogliono cioè, che lo stesso Feminis ne fosse inventore, e che per la prima volta il 13 gennaio 1727 egli aprisse al pubblico in Colonia un’officina per commercio della sua scoperta.
La Chimica, che era in allora tutt’affatto bambina, contemplò attonita il nuovo liquido di Feminis, e lo promulgò come un prodigio di meravigliosa invenzione. Moltiplici applausi gli tributarono gli stessi medici, e l’innalzarono ad un nome Europeo. Soave e delicatissime fu trovato la fragranza, portentosa la efficacia in parecchi malori. Feminis in meno di dieci anni ragunò un patrimonio colossale. Ma i favori della fortuna non mutarono il cuore dell’impassibile Vigezzino. Incorrotto nelle ristrettezze, fu pure incorrotto nella prosperità:
(pagina 242)
e ricco al di là d’ogni suo desiderio, e padrone d’un secreto, che gli garantiva una felicissima prospettiva di commercio, egli, ben lontano da dimenticare la patria, vi mandò anzi cospicue somme a sollievo dei poveri concittadini.
Altri Ossolani diventarono doviziosi per la via del traffico in estranei paesi: pro chi [pochi] tuttavia rammentarono nei giorni della prosperità i cari luoghi dell’innocente loro infanzia. Le Vigezzini peraltro (invano tenterebbe l’invidia defraudarli di questo giustissimo encomio) in ogni età, e da ogni lato, si rivolsero mai sempre ai patrii colli, e li vagheggiarono coll’entusiasmo di una soave predilezione, colmandoli di ricchezze, e di generosi sussidj. Ne sono testimonj i tempj, , ed i santuarj, che vanno ornati di doni preziosi; ne sorgono a monumento le pubbliche beneficenze, che sollevano l’egro spossato e le famiglie languente, ne favellano i tanti soccorsi sborsati non ha guari per la strada carreggiabile, che mette da Domodossola a Santa Maria Maggiore, ed a Malesco.
Feminis pagò L. 60.000 per la fabbrica della Parrocchiale di Santa Maria Maggiore, eresse dai fondamenti una casa per il comune, innalzò l’oratorio di S. Giovanni Evangeliste di Crana; fondò una pubblica scuola per l’istruzione die fanciulli; e gettò le basi al progetto, per un grandioso porticato tra Santa Maria Maggiore e Crana. (Cavalli Cenni di Valle Vigezzo Tom II p. 168).
Ma quanto gli fu generosa la sorte in dovizie altrettanto gli si mostrò avara nella vita. Era compito appena il decennio della sua fortuna, che ei già chiudeva le pupille nella pace dei giusti. Morì in Colonia il 26 nov. 1736 e la patria riconoscente ne serba l’effigie venerata in quattro distinti luoghi di pubblica ragunanza che vantarono il suo patrocinio.
(pagina 243)
Il Vigezzino che getta il guardo su quell’imagine per contemplarvi la calma della serenità, e la vigeria dello spirito, male pico ritorcere la pupilla senza ammirare il sintomo della carità che vi sta scolpito in fronte, e senza leggere nel sorriso delle labbra il candore del cuore. Gli si affaccia allora alla memoria il pensiero delle magnanimità e delle beneficenze di lui: fervidi applausi ode alternarsi, e voci non menzognere di grazie, da cento fanciulli, che crescono ogni anno, e s’invigoriscono allo studio nella scuola da lui stesso fondata: il suo animo si compone alla tenerezza, e sollevato finalmente all’estasi della ammirazione, e della riconoscenza, ei rivolge le luci al cielo; quasi ad implorare una più splendida ricompensa da Dio sul cittadino benefico, sull’uomo virtuoso!!!!
Morto lo scopritore, non morì con lui il suo secreto. Gioanni Antonio Farina l’ebbe in retaggio, e lo trasmise a Gioanni Maria Farina, sotto il cui nome va tuttora in commercio. Ma se la moltiplicità delle contraffazioni dovesse servire di norma a stabilire la reputazione di un prodotto qualsiasi d’industria, poche invenzioni potrebbero vanatare nel publico un grado di considerazione pari a quella dell’Acqua di Gioanni Paolo Feminis, perchè poche sicuramente ebbero a lottare sì spesso contro la frode della falsificazione.
Gioanni Maria Farina nativo di Santa Maria Maggiore, e tuttavia naturalizzato in Francia per l’introduzione del suo secreto, ebbe tostamente onorevoli eloga dalli corti  di Francia, d’Inghilterra, de Prussia, di Almagna. Fu anzi chiamato a Provveditore di quelle corti con l’autorità d’insignire dei loro stemmi le spedizioni di sua merce. La Commissione die remedi secreti istituita a Parigi il agosto 1810 gli accordò per la via del ministro dell’Interno una distinta approvazione; ed i lusinghieri encomj di Perey, Beyeux, Bertholet, Lefaivre, Broussais, Pelletan, Distel, e Capuron, valentissimi Professori di Medicina, di Chirurgia, di Chimica, e membri la più parte dell’Instituto di Francia, sono un omaggio sublime alla virtù di quest’acqua. Chi desidera una più eloquente testimonianza legga la storia privata di Napoleone, e vedrà, che il vincitore di Montenotte, di Marenga e di Austerlizza non isdegnava conoscere nell’acqua di Feminis una possanza salutare, ed una fragranza superiore ad ogni altra.
Ma se Farina potè gloriarsi del suo secreto, ebbe pure a combattere ad ogni passo per debellare i falsificatori.
(pagina 245)
Altri secreti si vantavano, altre distillazioni portavano il nome di Acqua di Colonia. Ma era giunta l’età, in cui tutta Parigi aveva appreso, che nessuna poteva gareggiare quella di Farina. Nelle toelette perciò della dame, nei bagni dei doviziosi signori, veniva consumata a profluvio. Ricercavasi pelle fregagioni nelle emicranie, nel mal d’orecchi, negli spasimi della gotta:  inghittivasi per sedativo nel mal di denti, nel tremito della convulsione, negli accessi di colica, proclamavasi in somma portentosa in cento e cento malori, sicchè se ne moltiplicavano le inchieste, e appena bastava l’instancabilità del fabbricatore e tenere le redini dell’ampio suo laboratorio per infondere la vitalità del secreto nelle distillazioni, che numeroso stuolo di individui ogni giorno preparava. Era perciò insufficiente il nome solo di Acqua di Colonia per saziare le molte brame d’altrui: Li Parigini volevano l’Acqua di Gioanni Paolo Feminis, e parecchi distillatori Francesi non arrossirono di cercare allora un lucro vituperevole col falsificare le insegne, i nomi, e la provenienza di un liquide che spacciavano per merce di Gioanni Paolo Feminis. Farina si mise in lotta, e ne promosse le istanze innanzi: Tribunali.
Molti furono litigi, molti i giudicati; ma la sua causa tornò sempre vincitrice. La prima sentenza porta la data del 24 agosto 1814, ed è del Tribunale Civile della Senna in odio di Senaux Cantio, cui fu proibito di usare i contrasegni appartementi al commercio di Farina…
(pagina 246)
A fronte di questi sedici giudicati, che ho numerato, io spero, che il lettore vorrà risparmiarmi il improvero di una troppo prolissa discussione. Ripeterò, che il pregio della scoperta è il vero elogio dell’inventore, e che la moltiplicità delle contraffazioni prova l’eccellenza del concetto, che si è diffuso nel publico sul merito dell’Acqua di Colonia. Altre contese tennero dietro alle precedenti innanzi i Tribunali, e l’ultima fu promossa contro un Giudeo, che aveva trovato un  garzone maniscalco nelle vicinanze di Milano, il quale chiamavasi Gio. Maria Farina, e da cui comperò il nome onde mettre a Parigi una Ditta da contropore
(pagina 247)
all’erede di Gioanni Paolo Feminis. Ma la generosità, e la svegliatezza del Vigezzino trionfarono della stratagemma del Giudeo, e ne sventarono le mire.
Dacchè ho parlato delle contraffazioni, piacemi lo intratenermi adesso intorno alla imitazioni dell’Aacqua di Colonia. Molti per vero dire si danno vanto di saper fare quest’Acqua; e da pertutto se ne vende, da pertutto si esaltano le doti, da pertutto si pretende, che contenga gli stessi elementi di quella di Farina. Parecchie citazioni io potri qui addurre; amo tuttavia limitare il mio discorso a due soltanto.
Il dott. Pozzi, professore di materia medica e di chimica farmaceutica diè fuori nel 1815 in seconda edizione coi tipi del Silvestri a Milano la Callopistria, ossia la Chimica diretta al bello del Mondo Galante del dott. Bartolomeo Trommsdorff di Germania, e l’accrebbe di parecchie aggiunte, tra le quali si noverano tre preparazioni per l’Acqua di Colonia, che io qui trascrivor:
(pagina 248)
Spirito composto detto Acqua di Colonia di G. Antonio Farina.
I. …poi si distilla a bagno maria…
II. …e si distilla sino al punto…vino rettificato…
III. (idem)
(pagina 249)
Dalle notizie che io ho, la prima preparazione è la sola a cui appartiene il nome d’Acqua di  Colonia. Essa possiede un odore molto grato, ed unisce ai vantaggi per la galanteria, quelli di anche essere uno dei più attivi eccitanti.
Antonio Giordano, la cui Farmacologia occupa si degnamente il primo posto in Piemonte fra tutte le consimili opere, insegna per l’Acqua di Colonia la seguente preparazione…prodotto distillato…
(pagina 250)
Frau gli citati due scrittori passa questa rimarchevole differenza, che Giordano si limita a chiamare la sua preparazione col nome di Acqua di Colonia, nel mentre che Pozzi pretende insegnare il giusto metodo per comporre la vera Acqua di Farina.
La Chimica d’oggi giorno non è più sicuramente ni tra i delirii dell’Alchimia, ni tra i vagiti di sua culla…
La valentia nondimeno della Chimica analisi non è giunta ancora,
(pagina 251)
e forse non arriverà mai a tal punto da distinguere ad uno ad uno gli elementi, che s’accolgono in un fluido, qual’e l’Acqua di Colonia. Ogni essenza si risolve un carbonio, ed idrogeno, che stanno fra loro insieme uniti per una affinità del tutto misteriosa ed inestricabile. La diversità di una essenza dall’altra dipende, o dalla sola legge di Atomistica, o dalle particolarità diverse dell’aroma, che la natura ha gettato in seno ad ogni vegetale. Il chimico, che s’accinge all’analisi dell’Acqua di Colonia, può separare l’alcool, ossia lo spirito di vino, dalle essenze; ma non può e forse non potrà mai, disgiungere un’ essenza dall’altra. Egli getterà due oncie di Acqua di Colonia in una libbra d’acqua comune purissima per tentarne le prove: l’alcool (cioè lo spirito di vino) si unirà subito all’acqua per la maggiore sua affinità, e disgiungendosi perciò dagli altri corpi, lascierà che le essenze, ossiano gli olii volatili, gleggino in balia di se stessi alla superficie del vaso. Egli determinerà allora che l’acqua di Colonia è uno spirito poliaromatico, composto cioè di alcool, e di olii essenziali; egli ne stabilirà le proporzioni, e fisserà le dosi dell’uno, e degli altri; ma invano tenterà di precisare od il novero, o la qualità delle essenze, che vi signoreggiano. La natura è ancora gelosa die suoi secreti, ne è nato per anco colui, che sappia penetrare sì addentro nelle viscere di lei da cavarne la soluzione del Problema. La composizione perciò dell’acqua di Gio Paolo Feminis sarà mai sempre un misterio, finchè non piaccia a’suoi eredi di svelarne l’arcano.
Alcuni tuttavia pretendono non senza fondamento, che la parte più preciosa della sua fragranza sia dipendente del Neruli, ossia dell’essenza del fiore d’arancio. Oggi giorno, dappoichè la scienza è giunta ad intorpidire la macchina umana a tal punto col mezzo dell’etere da potere compiere le amputazioni, e le operazioni  più scabrose della Chirurgia senza il minimo sentore dell’individue, se potrebbe altresì congetturare, che la virtù calmante o diciam meglio, sedativa dell’Acqua di Colonia sia dovuta a quella modificazione cui per la forza delle essenze va soggetto l’alcool, e perlochè assume una nuova natura eteriforme. Altri intraccieranno a loro agio le doti, per cui l’Acqua di Farina è superiore ad ogni altra Acqua di Colonia in virtù, ed in fragranza: io m’accontenterò di osservare che il secreto di Gio Paolo Feminis ha reso milionarii li suoi eredi. Il secolo nostro avvezzo a giudicare ogni merito sulla bilancia dell’interesse male saprebbe mostrarsi restio nell’accordare i  suoi suffragii ad un trovato, che tanto e proficuo a chi lo possiede. …

“Notizie Storiche, Statuti Antichi, Documenti e Antichità Romane di Malesco”
Del Dottore Giacomo Pollini
Torino 1896

(pagina 72)
Tali famiglie appartenevano a quelle dei Balconi, Borgnis, Farina, Mellerio, Rossi e Simonis; ed allora i membri delle medesimi erano chiamati Vicini  di Craveggia, abitanti in Santa Maria Maggiore.
L’emigrazione da Craveggia di queste sette famiglie è pure riportata dal Gubetta (Gubetta: Craveggia, Sue memorie antiche e moderne, Domodossola 1878), colle seguenti osservazioni:
(pagina 73)
“È indubitato, egli dice, che queste famiglie formarono il nucleo principale dell’attuale Borgo di Santa Maria Maggiore e grandissima doveva essere in quei tempi la loro influenza; perrocchè, a detta di vecchie persone ancora esistente, un tempo l’intiero paese trovavasi diviso in quartieri in gran parte appartenenti alle medesime, e di cui oggidì ancoraa se ne possono osservare le vestigia. Così all’ingresso del paese verso ponente il gruppo di case denominate “Cà ad Simon” furono chiamate tali, perchè la maggior parte appartenenti alla famiglia Simonis.
Il quartiere situato verso il paese di Crana in buona parte è ancora di spettanza della famiglia Borgnis; quello che comprende la piazza, e dove forse osservansi i più rilevanti cambiamenti, apparteneva alle famiglie Rossi, Menabene e Balconi; quello situato verso levante fu abitato specialmente dalla famiglia Mellerio; e finalmente al sito chiamato alla Riva s’era installata la famiglia Farina.
Ai membri di queste sette famiglie esclusivamente era riserbata il privilegio di entrare per la porta principale della Chiesa Parrocchiale di Santa Maria Maggiore in occasione delle cerimonie delle loro nascite, dei loro matrimoni e dei loro funerali; privilegio che, non sono molti anni, era ancora in vigore. Di più queste sette famiglie godevano e godono ancora presentemente dell’esenzione dal pagamento delle primizie ai parroci di Santa Maria Maggiore…”.
(pagina 74)
In quanto poi all’epoca in cui ebbe luogo una tale emigrazione, io ritengo che non fu verso il 1200, come riporta il Gubetta, ma per lo meno due secoli avanti, ossia qualche tempo prima che si rifabbricasse quella chiesa.
(Di queste sette famiglie al presente non esistono più che quelle dei Mellerio, dei Borgnis e dei Simonis, le altre quattro sono estinte almeno per S. Maria).
(pagina 81)
…La maggior parte dei Vigezzini col lavoro, la sobrietà e l’economia seppero accumulare discrete somme di denaro e non pochi eziando splendide fortune di parecchi milioni, che poi vinivano a godersi nella loro vecchiaia in patria in seno alla famiglia, dove procuraronsi tutti i comodi della vita massime nelle abitazioni ingratendole e costruendone delle nuove con un buon gusto affatto cittadino. E ciò fecero non solo nel paese nativo, ma ben anche nei territorii di Masera e di Trontano acquistando buona parte dei vigneti situati in quei Comuni, dove costrussero quelle ville signorili ed eleganti…
(Fußnote)
Fra tutti queste Ville su quel di Masera due meritano un speciale ricordo. L’una del Sig. Gio Maria Farina di Santa Maria, antico fabbricatore della famosa acqua profumata di Colonia, il quale vi costruzze un palazzo talmente grandioso che si vuole abbia tante aperture quanti sono i giorno dell’anno; l’altra del Sig. Cav. Felice Mellerio di Craveggia che si fece fare una villa la quale non è da meno delle più belle del Lago Maggiore…
(pagina 88)
…come ai Vigezzini che andarono in Francia egual cosa succedette a quelli si recavano in Svizzera, Austria, Germania. E sono specialmente quelli dei luoghi di Toceno, Santa Maria e Crana, i quali da prima semplici spazzacamini divennero poi col tempo i più ricchi negozianti in chincaglieria e oreficeria di quei paesi. Di essi il più celebre di tutti fu un certo Gio. Paolo Femnis da Crana, morto nel 1736, che passa per l’inventore della famosa Acqua di Colonia. Egli nella stagione invernale faceva lo spazzacamino in Colonia e nelle città Renane circonvicine, e nelle altre precorreva i medesimi luoghi vendendo oggetti di minuta chincaglieria, sinchè ebbe la fortuna di avere da un povero soldato suo compagno di stanza a Colonia e reduce dalle Indie dove era stato di servizio nell’armata Inglese, come attendente di un colonnello, una ricetta di un’acqua meravigliosa per il soave profumo, la quale in poco tempo fece la sua fortuna e quella dei suoi successori, e che oggigiorno è conosciuta sotto il nome di Acqua mirabile di Colonia di G. M. Farina, esso pure Vigezzino oriundo di Santa Maria e parente del Feminis. (1)
(1) Quanto sopra mi venne più volte raccontato da un amico del Farina, certo Gio Francesco Nino di Druogno, morto nel 1877 in età di 88 anni, il quale era stato per di più il liquidatore della pingue sostanza da lui lasciata. Veggasi pure in proposito che cosa dice il Cavalli nella sua Storia a pag.167 tom II e lo Scaciga nella degli Ossolani illustri a pag. 139 che scrisse la biografia del Feminis.

Analyse der sogenannten „Feminis-Bilder“

Dr. Karl Kempkes

Analyse des geschichtlichen Belegwertes der sogenannten Feminis-Bilder

Zusammenfassung:
Das Originalbild stellt nicht Paolo Feminis sondern Herr Dinocheau, Mitglied der Stifterfamilie der Kirche Saint Roch an der Rue Saint Honoré in Paris dar. Im Folgenden werden das sogenannte Originalbild und dessen drei Kopien minutiös untersucht und anhand dieser Untersuchung die Fälschungen belegt.

Vorbemerkung:
In den folgenden Ausführungen soll


das Sakristei-Bild in der Kirche von         das Bild im Oratorium von Crana, welches
Santa Maria Maggiore mit B1,                    die Jahreszahl 1833 aufweist, mit B3, und


das Bild in der Schule zu Crana, dem       das Bild in der Schule von
früheren Gemeindehaus, mit B2,               Santa Maria Maggiore mit B4


Santa Maria Maggiore, Valle Vigezzo, Verbania, Italien

 

Die geschichtliche Bewertung des angeblichen Original-Porträts des Feminis, welches sich inder Sakristei der Pfarrkirche von Santa Maria Maggiore befindet, wird durch das Vorliegen mehrerer Kopien wesentlich erleichtert. Ein Vergleich der einzelnen Bilder miteinander regt unmittelbar zur näheren Prüfung der sich deutlich zeigenden Unterschiede in der Komposition
an.

Die Wiedergabe der dargestellten Person ist dabei nicht so bedeutungsvoll wie die
Anbringung der Bildinschrift und die Gestaltung des Motivs. Diese beiden Momente treten
bei einer Betrachtung der gesamten Komposition unwillkürlich in der Vordergrund und
führen bei einer näheren Untersuchung zu der Gestaltung des unteren Abschlusses der
Komposition, und zwar der angedeuteten Tischplatte und zu der den Hintergrund
durchziehenden Mauerkante.

Unter Berücksichtigung dieser vier Gesichtspunkte lassen sich bei einem Vergleich der
einzelnen Bilder folgende Feststellungen treffen:

  1. Die Anbringung der Bildinschriften weist rein äußerlich gesehen eine stark von einander
    abweichende Art der Durchführung auf. Nur bei B2 liegt eine harmonische Einpassung in
    die Komposition vor, während bei B1 die Kartusche in ihrer Art falsch wirkt und bei B3
    die Anbringung in Form und Raumaufteilung als unbedingt störend anzusprechen ist.
  2. Die angedeutete Tischplatte zeigt auf B1 einen großen, den ganzen Vordergrund
    ausfüllenden scharfkantigen Tisch, während B3 eine gefällige abgerundete Form in
    bescheidener Zurückhaltung erkennen lässt.
  3. Die Betrachtung des Motivs zeigt, dass zwei grundverschiedene Momente bei B1 und B3
    zum Anklang gebracht werden. B1 bringt die Himmelfahrt Mariens und B3 die kniende
    Suzanne.
  4. Auf B1 und B3 durchzieht den Hintergrund der Darstellung in gleicher Form und
    Anbringung eine Mauerkante, welche auf B3 in harmonischer Verbindung zu der
    angedeuteten knienden Suzanne steht, auf B1 aber keinen Zusammenhang an der
    Himmelfahrt Mariens zu geben vermag und in der Komposition störend wirkt.

Diese vier Feststellungen, welche bei einer oberflächlichen Betrachtung dieser Bilder
gleichsam „auf den ersten Blick“ ins Auge fallen, sollen im Folgenden zu den
Ausgangspunkten der weiteren Untersuchungen gemacht werden.

Ad 1. Die Bildinschriften

a) Die Anbringung der Bildinschriften

Geht man davon aus, dass die Bildwerke und Bildinschriften eine Einheit aus der gleichen
Entstehungszeit darstellen und B1 das Original, die anderen aber Kopien sind, dann muss man
dem Grund nachgehen, weshalb die Anbringung der Inschrift auf den einzelnen Bildern so
stark von einander abweicht. Bei B2 ist eine Erklärung hierfür leicht gegeben, da keine
Störung der, wenn auch geänderten, Komposition vorliegt. Wie aber soll bei B3 die geradezu
unnatürliche und dilettantische Hineinpressung der Bildinschrift begründet werden?

Der gesamten Gestaltung von B3 nach zu urteilen hat B1 als unmittelbare Vorlage dieser
Kopie gedient. Wenn aber zur Zeit der Anfertigung dieser Kopie – nach der Inschriftenangabe
also im Jahre 1833 – auf der Vorlage, also B1, die heutige Bildinschrift bereits vorhanden
war, dann ist es nicht möglich zu erklären, warum der Kopist bei dieser minutiös
übernommenen Personenwiedergabe die Bildinschrift so völlig anders behandelt hat. Der
Gedanke, dass der Kopist bzw. der Auftraggeber zur Zeit der Anfertigung keinen Wert auf die Inschrift gelegt haben soll und deshalb die Schrift erst später angebracht wurde, ist absolut unglaubwürdig und würde außerdem die oben erwähnte Einheit von Bild und Bildinschrift sprengen. Diese Tatsache, nämlich die qualitativ so auffallend von einander abweichende Wiedergabe der Inschrift bei B1 und B3, macht die Annahme der zeitlichen Einheit als sicherer Voraussetzung zunichte. Ein gleiches Ergebnis bringt die Untersuchung der Texte dieser Bildinschriften.

b) Die Texte der Bildinschriften

Zur besseren Herausstellung der Textunterschiede sollen diese zunächst in folgender
Übersicht nebeneinander gestellt werden.

B1 B2 B3
Paolo Gio Palo Gio Paolo
Femminis Feminis Feminis
da Crana di Crana di Crana
mercante mercante mercante
e fabbricatore distillatore distillre
d’acqua d’acqua d’aqua
mirabile ammirabile ammirabile
in Colonia in Colonia in Colonia
benfattore prinle prile
principale benefattore benre
della Vda chiesa della chiesa dell chiesa
parrocchiale parrocchiale pa
di Sta Maria di Sta Maria di Sta M
Maggiore Maggiore Mag
del Vdo oratorio e del proprio del oratorio
reedificatore
dell oratorio
e casa comunale e casa del comune a casa comona
di Crana di Crana di Crana 1833

Auffallend ist zunächst bei B1 die Schreibweise des Namen „Feminis“ mit doppeltem „m“. Zu Lebzeiten des Feminis wird in den amtlichen Urkunden sowie in den Korrespondenzbüchern und anderen Belegen dieser Name mit einem „m“ geschrieben, so wie Feminis selbst seinen Namen unter die Stiftung zugunsten der Schule in Santa Maria Maggiore gesetzt hat. Wenn also diese Bildinschrift noch zu seinen Lebzeiten und mit seinem Wissen angebracht worden wäre, hätte er wie der Verfasser dieser Inschrift doch wohl besonderen Wert auf die richtige Schreibweise seines Namens gelegt. Im 19. Jahrhundert lassen sich noch weitere Beispiele dieser Schreibweise mit doppeltem „m“ aufweisen. In einem Familienvertrag, welchen Jean Marie Joseph Farina, Paris, mit seinem Vater und seinen Brüdern am 9. Sept. 1818 abschloss, steht zweimal der Name Feminis mit doppeltem „m“ geschrieben, außerdem auch nur „Paolo“ und nicht „Gio Paolo“, also entsprechend der Bildinschrift auf B1. Weiter findet sich das Doppelt-„m“ auf der Gedenktafel, welche zum Andenken an den gleichen Jean Marie Joseph Farina in der Rosenkranzkapelle in der Pfarrkirche von Santa Maria Maggiore im Jahre 1846 angebracht worden ist. Ein viertes Beispiel bietet die Aufschrift an dem – nach einer Legende – Geburtshaus des Feminis. Es schließt sich also zeitlich und „örtlich“ ein gewisser Ring um diese Schreibweise!

Weiterhin ist bei einem Vergleich der Bildinschriften von besonderem Interesse, dass sich eine Anlehnung von B3 an B2 und nicht an B1 erkennen lässt. Es genügt hier der Hinweis auf: Gio Paolo, Feminis, distillatore, ammirabile und die Stellung des principale vor benefattore.

Ob nun B2 sich an B3 angelehnt hat oder umgekehrt ist hier nicht so entscheidend wie die Feststellung, dass sich auch hier Ansatzpunkte bieten, welche die zeitliche Einheit von Bild und Bildinschrift unglaubhaft machen. Außerdem weisen sowohl der Charakter der Buchstaben als auch die gesamte Anlage der Bildinschrift bei B2 auf ein jüngeres Datum hin als das Bild an sich.

c) Der Textinhalt der Bildinschriften

Zu diesen äußeren Momenten der einzelnen Inschriften kommt den allen dreien gemeinsame Textinhalt. B1 wie B2 und B3 berichten von den Stiftungen des Feminis zugunsten der Pfarrkirche des Oratoriums und des Gemeindehauses.

Feminis wird als benefattore principale der Kirche in Santa Maria Maggiore bezeichnet. Wie aber an anderer Stelle (siehe: „Reichtum des Feminis“ – vgl. Seite 136 ff) ausgeführt worden ist, entspricht diese Berühmung nicht der Wirklichkeit, so dass zu Lebzeiten des Feminis, als in Santa Maria Maggiore die tatsächlichen Verhältnisse bekannt waren, eine solche schriftliche Fixierung nicht möglich war. Das gleiche gilt von den Zuwendungen zum Oratorium und Gemeindehaus in Crana. Aber nicht nur die Angabe der „Stiftungen“ an sich spricht gegen diese Inschriften, sondern auch die eigenartige Wiederholung der „Zuwendungen“ auf den drei für verschiedene Baulichkeiten angefertigten Erinnerungsbildern, während B4 in der Schule zu Santa Maria Maggiore, wo die Schenkung wirklich erfolgt ist, diese Wiederholung nicht bringt, sondern nur die Anschrift trägt: „Gio Paolo Feminis, benefattore della scuola di Santa Maria Maggiore“.

Zusammenfassend ergeben demnach bereits diese kurzen Untersuchungen der Bildinschriften, dass es nicht möglich ist, die Aufschrift des Sakristei-Porträts als zeitgenössisches Dokument anzusprechen, ohne dieses „Dokument“ entsprechend „dokumentiert“ zu haben, was bei der gegebenen Sachlage als ein vergebliches Bemühen bezeichnet werden muss.

 Ad 2. Der Vordergrund von B1 und B3

Den ganzen Vordergrund von B1 füllt in recht auffallender Weise eine scharfkantige Tischplatte aus, während B3, als peinliche Kopie der dargestellten Person, im Vordergrund eine der Gesamtkomposition gegenüber günstigere Lösung dadurch aufweist, dass der angedeutete Tisch eine gewisse Zurückhaltung und gefällige abgerundete Formen erkennen lässt.

Damit ergibt sich also bei B3 der eigenartige Fall, dass der Kopist den Vordergrund künstlerisch günstiger gestaltet hat als die Vorlage B1 aufzeigt, während dagegen der gleiche Kopist die Bildinschrift in solch unmöglicher Weise zur Schau bringt. Diese Feststellung zeigt also wiederum eine Ungereimtheit, die nach einer Klärung dieses offensichtlichen Widerspruches verlangt.

Da der Kopist, wie die Wiedergabe der dargestellten Person erkennen lässt, nicht so große Qualitäten wie der Maler von B1 aufzuweisen hat, kann eine Erklärung für die bessere Gestaltung des Vordergrundes ebenso wie für die auch dem Kopisten nicht zumutbare Wiedergabe der Bildinschrift in einer ursprünglich anders aussehenden Vorlage gefunden werden, d.h. mit anderen Worten, B1 kann in der heutigen Gestaltung nicht mehr das ursprüngliche „Original-Porträt“ sein.

Dieser Gedanke muss zwangsläufig zu einer genaueren Überprüfung des sogenannten „Originals“ hinführen. So wie die kritische Betrachtung der Bildinschriften die zeitgenössische Anbringung der Schrift auf B1 unmöglich macht, so weist der Vergleich des Vordergrundes von B1 und B3 darauf hin, dass mit der Inschrift auch die Tischplatte bei B1 nicht „original“ sein kann.

Wenn man auf einem guten Lichtbilde von B1 – das „Original“ ist hierzu noch nicht einmal erforderlich – die Craquelüren, welche das Bild durchziehen, verfolgt, dann erkennt man mit bloßem Auge, dass die Tischplatte und die Kartusche mit Inschrift verschont sind. Recht deutlich tritt auch die Spitze des rechten Rockärmels aus dem Bereich der Bruchfelder hervor, und gerade dieses kleine schwarze Dreieck ist ein vollständig ausreichender Hinweis auf eine Neugestaltung des unteren Teils dieses Bildes.

Hierbei bleibt selbstverständlich zunächst die Frage offen, ob es sich nur um eine Restaurierung oder um eine Umgestaltung etwa nach Art der „Restaurierung“ des „gotischen Truthahn-Frieses“ handelt, welche Lothar Malskat im Schleswiger Dom zum Besten gegeben hat.

B1-Ansatz

Doch auch diese Frage lässt sich am „Original“ in Santa Maria Maggiore klären. Rein äußerlich lässt sich feststellen, dass die Leinwand, welche das Bild trägt, von der Mitte nach unten neu angespannt und dabei der Spannrahmen nach unten vergrößert worden ist, und zwar ungefähr um den Unterschied, den B3 gegenüber B1 im Vordergrund aufweist. Vor dieser erfolgten Vergrößerung kann demnach, wie eine Betrachtung von B1 zeigt, die Bildinschrift, welche bis an den untersten Rand des heutigen Bildes durchgezogen ist, noch nicht vorhanden gewesen sein.

Wann aber ist diese Vergrößerung erfolgt? Wie oben ausgeführt wurde, lässt die unnatürliche und unkünstlerische Anbringung der Bildinschrift auf B3 erkennen, dass auf der Vorlage zu B3 keine Inschrift vorhanden gewesen sein kann. Ebenso zeigte der Vergleich der Texte eine Anlehnung von B3 an B2 und nicht an B1. Dazu kommt nun die Gestaltung des Vordergrundes bzw. der Tischplatte, so dass der Zeitpunkt der Vergrößerung von B1 erst nach der Anfertigung von B3 erfolgt sein kann.

Offen steht aber damit auch der Zeitpunkt der Anfertigung von B3, da die in der Bildinschrift angegebene Jahreszahl 1833 ihre für diese Anfertigung zeitbestimmende Bedeutung verliert. Diese Inschrift kann nämlich unter den gegebenen Voraussetzungen auch nicht mehr ohne Weiteres mit dem Bildwerk an sich zeitlich als Einheit angesprochen werden, worauf ja auch die hineingepresste Art der Wiedergabe hinweist.

Neben diesen rein äußerlich leicht feststellbaren Besonderheiten bei B1 lässt sich am „Original“ genau die Linie der unteren Ergänzung des Bildes erkennen. Diese Ergänzung ist nämlich nicht unmittelbar auf der Leinwand angebracht, sondern auf Papier, welches auf den unteren Teil der Leinwand aufgeklebt worden ist, und dessen obere Kante auf beiliegendem Lichtbild (Röntgenbild) kenntlich gemacht ist.

Eine Röntgenaufnahme dieses Teiles zeigt, dass B1 die gleiche Gestaltung des Vordergrundes gehabt hat wie B3 sie heute, abgesehen von der Bildinschrift, aufweist. Die abgerundete Tischplatte sowie die Unterlage des Buches, welches die dargestellte Person mit der rechten Hand erfasst, sind deutlich feststellbar.

Damit ist aber eindeutig erwiesen, dass die Bildinschrift auf B1, also dem „Original-Porträt“, nicht als zeitgenössisch anerkannt werden kann, sondern einer späteren Zeitperiode zugesprochen werden muss, und zwar einer Zeit nach der Anfertigung der Kopie B3. Durch diese Feststellung verliert aber die Inschrift jede Kraft als „geschichtliches Dokument“.

Ad 3. Der Hintergrund der Bildwerke

  1. Die Himmelfahrt Mariens

Borgnis-Engel

Den Hintergrund von B1 belebt die „himmlische Vision“ der Himmelfahrt Mariens, eine Darstellung, welche allem Anschein nach in enger Anlehnung an den oberen Teil der Wiedergabe der Himmelfahrt Mariens in der Mitte der Apsis der Pfarrkirche von Santa Maria Maggiore entstanden ist. Der Stil dieser beiden Darstellungen wurde zum wichtigsten Anhaltspunkt, G. Borgnis, welcher die Apsis in dieser Kirche ausgemalt hat, auch als Maler des „Feminis-Bildes“ anzusprechen. Diese Schlussfolgerung liegt für den Beurteiler des „Feminis-Bildes“ sehr nahe, der als selbstverständliche Voraussetzung annimmt, dass Bildinschrift und Bildwerk als Einheit und die dargestellte Person als Feminis in der Eigenschaft als Hauptwohltäter dieser Kirche anzusprechen sind.

In dem Augenblick aber, wo das Prädikat „Hauptwohltäter“ als nicht gegeben angesehen werden muss und Bildwerk und Inschrift in ihrer Entstehung zeitlich auseinanderfallen, stößt auch eine solche Schlussfolgerung auf Schwierigkeiten. An und für sich ist es schon sehr schwer bei der großen Zahl der vorhandenen Assunta-Darstellungen, welche zum Teil in ihrer Komposition weitgehende Übereinstimmungen aufweisen, die Vorlage für die Assunta-Darstellung nach B1 festzulegen, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass Borgnis selbst nicht bei mehreren seiner Werke stark auf Vorbilder aus Venedig, Bologna oder Rom anlehnt.

Wenn man aber der Ansicht zustimmt, dass diese Darstellung nach dem Vorbild in der Kirche von Santa Maria Maggiore gemalt worden ist, dann kann man die Anfertigung nicht vor 1743 ansetzen, da in diesem Jahre erst die Malereien in der Apsis ausgeführt wurden.

Ob aber Borgnis sich hier selbst kopiert hat oder ein anderer Kopist die Darstellung geschaffen hat ist damit noch in keiner Weise geklärt. Bei einem Vergleich beider Darstellungen zeigt sich, dass die Gesichter der Assuntagruppe auf B1 eine primitivere Künstlerhand erkennen lassen als die Malereien in der Kirche. Als wesentlicher Unterschied tritt aber die Gestaltung des Halsausschnittes bei dem Kleid Mariens hervor, welche auf B1 weder Borgnis noch seiner Zeit entspricht und auf eine jüngere Epoche hinweist. In der Kirche von Santa Maria Maggiore findet sich wohl eine Parallele hierzu in der Rosenkranzkapelle, für deren Ausgestaltung (1840-46) Jean Marie Joseph Farina, Paris, 4000 Lire zur Verfügung stellte und dafür das Patronat dieser Kapelle erhielt.

  1. Die kniende Suzanne.

Auffallenderweise bringt B3 als Kopie von B1 keine Andeutung auf die Himmelfahrt Mariens oder irgendein anderes Motiv, welches auf eine Verbindung zu den „Stiftungen“ des Feminis hinweisen könnte, sondern – heute nur noch in schwacher Andeutung erhalten und in jüngster Zeit erneut übermalt – die von den Häschern bedrohte Suzanne, welche in ihrer Not auf dem Steinboden kniend zum Himmel um Hilfe fleht.

Warum aber der Wechsel dieses Motivs, auf dessen Erhaltung man in Crana keinen Wert gelegt hat?

Man könnte zu der Annahme neigen, dass dem Kopisten die Wiedergabe der Himmelfahrt Mariens zu schwierig erschien und er irgendeine andere Lösung in der Gestaltung des Hintergrundes vorgezogen hat. Aber selbst, wenn man einer solchen Annahme zustimmen könnte, würde die Frage nach der Auswahl gerade dieser Lösung bestehen bleiben. Santa Maria Maggiore und Umgebung hätten bestimmt genügend andere Anregungen und passendere Momente zu bieten gehabt.

Deutet vielleicht die kleine und vollständig unmotivierte Wolke in der Mitte des oberen Randes auf B3 darauf hin, dass auch hier eine Assunta nachträglich angebracht werden sollte?

Die Umgebung der Motivdarstellung gewinnt damit also an Bedeutung, und eine Betrachtung von B1 und B3 zeigt, dass eine gleichgehaltene Mauerkante bei beiden Bildern den Hintergrund durchzieht, welche unwillkürlich die Aufmerksamkeit des kritischen Betrachters in Anspruch nehmen muss.

Ad 4. Die Mauerkante des Hintergrundes

Bei einer Betrachtung von B1 muss der Mauerzug im Hintergrund, welcher mit der stark betonten Schattenkante geradlinig in die aufgelöste und beschwingte Wiedergabe der Himmelfahrtsgruppe hineinragt, als störend empfunden werden. Auf keinem der bekannten Werke des G. Borgnis lässt sich eine ähnliche Durchbrechung der Gesamtkomposition nachweisen.

Was soll diese Mauerkante, welche wohl zu dem ernst und mahnend gehaltenen Gesichtsausdruck der dargestellten Person, aber nicht zu der Freude verkündenden Assunta passt, auf dem Gemälde zum Ausdruck bringen? Soll es sich hier um einen Teil des Raumes handeln, in welchem sich die wiedergegebene Person befindet oder um die Andeutung der Kirche, welche durch ihre „Stiftung“ erbaut wurde? Gleich welcher Gedanke aufgegriffen wird, die Mauerkante bleibt ein störender Fremdkörper in der gesamten Gestaltung, und die Wolke, welche dem Mauerschatten als Abschluss aufgesetzt ist, eher komisch als künstlerisch zufriedenstellend.

Anders wirkt dagegen diese Mauerpartie auf B3, wo der störende Charakter, abgesehen von der wahrscheinlich nachträglich angebrachten Wolkenandeutung, nicht vorhanden ist. Die ernste Haltung und der ernste Gesichtsausdruck der dargestellten Person und die Mauerkante mit dem dunkel abgegrenzten, scharf gezogenen Mauerschatten geben, verbunden mit der auf dem Boden knienden und zum Himmel flehenden Suzanne, dem Gesamtausdruck der Darstellung eine harmonische Gestaltung.

Hier zeigt sich also, wie bei der Behandlung des Vordergrundes von B1 und B3, dass der Maler, welcher B3 anfertigte, in der gesamten Arbeit wohl weniger Qualitäten aufzuweisen hat als der Maler von B1, aber die bessere Lösung in der Komposition des Hintergrundes zu bringen weiß. Also wiederum ein offener Widerspruch, der nur durch die unnatürliche Hereinnahme der Assunta in B1 erklärt werden kann.

Wenn Bildinschrift und Assunta auf B1 dem ursprünglichen Bildwerk fremd sind, dann muss die Frage nach der dargestellten Person bzw. die Frage nach der Herkunft dieses Bildes in den Vordergrund der Nachforschungen treten.

Die Beantwortung dieser Fragen ist aber nicht mehr ausschlaggebend für die Klarstellung des dokumentarischen Wertes dieses Bildes in Bezug auf die Geschichte des Kölnischen Wassers, soweit sie sich mit dem „Feminis-Erzeugnis“ befasst.

Hier genügt die heute nicht mehr zu bestreitende Tatsache, dass die Bildinschrift mit ihrer Berühmung des Feminis falsch ist, und nach den Craquelürenresten, welche die Röntgenaufnahmen unter der Umgestaltung des Vordergrundes auf B1 erkennen lassen, rund hundert Jahre jünger sein muss.

Nach dem oben im Rahmen dieser Abhandlung nur mit wenigen Gedankengängen angedeuteten Stand der wissenschaftlichen Überprüfung der „Feminis-Bilder“ ergibt sich zusammenfassend folgende Sachlage:

  1. Das bis „heute unumstrittene Original-Porträt“ ist zweifellos ein umgestalteter Torso.
  2. Die Annahme, dass die auf B1 sowie auf den nach B1 angefertigten Kopien dargestellte Person Feminis sein soll, entbehrt jeden Beweises.
  3. Die Annahme, dass Giuseppe Borgnis der Maler von B1 gewesen sein soll, ist falsch.
  4. Die Umgestaltung von B1 sowie die Bildinschrift sind eine Arbeit des 19. Jahrhunderts.
  5. Woher kommen die „Feminis-Bilder“?

Durch diese sich herauskristallisierende Sachlage werden die angeblichen Feminis-Bilder in der Frage ihrer Herkunft von der Festlegung eines bestimmten Malers, also Giuseppe Borgnis, von der angeblich dargestellten Person, also Feminis, und selbst von der angeblich örtlichen Festlegung, nämlich Valle Vigezzo, losgelöst. Weder die Person, noch die Inschriften, noch die Darstellung der Assunta können brauchbare Anhaltspunkte für die Beantwortung des „Woher“ dieser Bilder bieten.

Als Anhaltspunkte für die weitere Untersuchung der Herkunft bleiben nur die Tatsachen bedeutungsvoll, dass diese Bilder durch Bildinschriften als Feminis-Bilder gekennzeichnet wurden, dass diese Bildinschriften, nach den Craquelürenresten zu urteilen, viel jünger als die Bildwerke und, ihrem Charakter nach, rund hundert Jahre später als Habitus und Haartracht der dargestellten Person anzusetzen sind, dass selbst eine Bildinschrift das Jahr 1833 trägt, und schließlich ein Bildwerk ein den angeblichen „Feminis-Stiftungen“ fremdes Motiv aufweist.

Durch diese Tatsachen lässt sich der ungefähre Zeitraum der Aktion und die in diesem Zeitraum an einer solchen Aktion interessierte Person, und zwar Jean Marie Joseph Farina, Paris, festlegen.

Am Wohnort dieses Farinas in Paris lassen sich nun gerade in Verbindung mit der Tatsache des auf B3 wiedergegebenen Motivs der heiligen Suzanne, also dem den angeblichen Feminis-Stiftungen fremd gegenüberstehenden Motiv, sehr interessante Feststellungen treffen.

An der Rue Saint Honoré, also der Straße, an der Jean Marie Joseph Farina sich in Paris niedergelassen hatte, liegt die Kirche Saint Roch. Die Geschichte der Kirche ist, soweit sie hier interessiert, kurz folgende:

Im Jahre 1521 gründete ein Pariser Kaufmann mit Namen Jean Dinocheau in dem damals vor den Toren von Paris gelegenen Vorort Saint Honoré eine Kleine Kapelle, welche der hl. Susanna gewidmet wurde. Der Neffe des Gründers mit Namen Etienne Dinocheau gestaltete im Jahre 1577 diese Kapelle in eine geräumigere Kirche um, welche, den damaligen Zeitströmungen folgend, Saint Roch als Patron erhielt. Diese Kirche wurde im Jahre 1629 zur Pfarrkirche erhoben und in der Zeit von 1653 bis 1740 weiter ausgebaut. In dieser Zeit wurde zur Erinnerung an den Ursprung der Kirche in dem erweiterten Bau eine Seitenkapelle der hl. Susanna gewidmet. In dieser Kapelle erinnert noch ein altes Fenster mit der Jahreszahl 1710 an diese Umgestaltung, und über dem Altar zeigt ein großes Gemälde Sainte Suzanne von ihren Verfolgern bedroht auf dem Steinboden kniend und zum Himmel um Hilfe und Stärkung flehend.

Die Kirche Saint Roch lag zur Zeit der großen französischen Revolution im Mittelpunkt der umstürzlerischen Wirren. An der Rue Saint Honoré lagen in der damaligen Zeit die Klöster, in denen die revolutionären Klubs der Jakobiner, der Feuillants u.a.m. zusammenkamen. Über diese Straße rollten die Karren, auf denen die unglücklichen Opfer der Revolution von der Conciergerie zur Hinrichtung auf den Place de la Concorde gefahren wurden. In dem benachbarten Tuilerien-Palast tagte der Convent, und unmittelbar vor der Kirche Saint Roch zerschlug der damalige General Bonaparte am 13. Vendémiaire des Jahres 4 der Revolution den Royalisten-Aufstand gegen den Convent.

Heute sind an der Fassade der Kirche noch die Einschläge der Geschosse sichtbar. Aber nicht nur das Äußere der Kirche, sondern auch das Innere wurde, und zwar in viel größerem Ausmaße, durch die Wirren, vor allem zur Zeit der Herrschaft der „Göttin der Vernunft“, mitgenommen.

Nach der Revolution wurden die Schäden nach und nach beseitigt und u.a. auch die Kapelle der hl. Susanna wieder hergestellt. Der Maler Norblin verfertigte die Skizzen dazu und malte auf Leinwand das heutige Erinnerungsbild an die hl. Susanna, welches in einer Breite von 3,20 m und einer Höhe von 3,65 m auf die Wand über dem Altar an Stelle der alten Darstellung aufgespannt wurde.

 

Saint Roch, Paris

Ein Blick auf dieses Gemälde, welches der alten Darstellung nachgebildet wurde, und ein Blick auf die das Gemälde zur linken Seite abschließende Mauerkante des großen Kapellenfensters zeigt so auffallende Übereinstimmungen mit der Motivdarstellung auf B3, so dass die hier vorliegenden Verbindungen klar sind. Auf diese Weise findet damit auch die Mauerkante auf B1 ihre Erklärung.

B3 mit Mauerkante und hl.Susanna

Berücksichtigt man in diesem Zusammenhang den auffallenden Verlauf der Craquelürenlinien auf B1, (die – nebenbei bemerkt – in der Assuntadarstellung geradezu verschwinden), in ihrer waagerechten Linienführung, also in ihrem Hinweis auf ein späteres Aufrollen und wenig sachgemäßes Behandeln der bemalten Leinwand, dann ist in Verbindung mit dem Zeitraum der erfolgten Umgestaltung dieses Torsos der Weg zu den Ereignissen der französischen Revolution, der Plünderung der Kirchen, dem Herausreißen von Gemälden und Insignien einer „verhassten“ Zeit gegeben.

Es ist sicher, dass in der Zeit nach den großen Wirren, als man sich mit der Restaurierung der Kirche Saint Roch befasste, der Torso des Bildes B1 als Vorlage für eine Kopie, und zwar B3, diente, um einen Ersatz für die Kapelle der hl. Susanna zu schaffen, dass aber diese Kopie in der Kirche keine Verwendung fand. Beide Bilder, also B1 und B3, gelangten in den Besitz des Jean Marie Joseph Farina, der sie in seinem Sinne „restaurieren“ bzw. mit Inschriften versehen ließ, also aus der dargestellten Person, mit Sicherheit Herr Dinocheau, Mitglied der Stifter- und Gönnerfamilie der Kirche Saint Roch, einen Feminis zu machen verstanden hat.

Beide Bildwerke genügten ihm aber nicht für seine Reklameabsichten. Darum ließ er von der auf B1 und B3 dargestellten Person, die durch das Aufhängen der Bilder in der Heimat des Feminis eine gewisse Sanktionierung erhalten sollte, ein neues Porträt, und zwar B2, anfertigen ohne jedes Motiv, aber mit harmonisch hineingearbeiteter Inschrift. Dieses Bild, also B2, wurde die Unterlage für das von Jean Maria Joseph Farina, Paris, auf seinen Werbemitteln zur Anwendung gebrachte Feminisbild.

         
Plakat von Jean Marie Joseph Farina,              das Bild in der Schule zu Crana, dem
Paris 1818, mit Verwendung des Bildes B2.       früheren Gemeindehaus, mit B2

 

Die Nummerierung von 1794

Angesichts der vor Köln stehenden französischen Truppen billigt der Rat am 3.Oktober
1794 den Vorschlag der Wachtkommission, ehe noch der Plan die ganze Einrichtung
der Sicherheits-Wacht geendigt werden könnte, […] alle Häußer der Stadt ohne
Unterscheid numeriren und nach Maasgab der Entlegenheit beleuchten zu lassen. Die
Beleuchtung wird für sofort angeordnet, die Nummerierung an die Schickung verwiesen.
Quelle: HAStK, Bestand 10 (Ratsprotokolle) Nr. 241 Bl. 216v.

Am 6. Oktober 1794 besetzen die Franzosen die Stadt. Am 7. Oktober beschließt der
Rat mit den Vierundvierzigern, daß jeder Bürger-Hauptman eine Verzeichniß deren in
seinem Fahnenbezirk befindlichen Bürger und Unbürger binnen 2 mal 24 Stunden
einzuliefern hat und […] der Numerirungs-Punkt deren Häußer zur löblichen Wachts-
Kommission verwiesen wird, die also mit der Durchführung beauftragt wird.
Quelle: HAStK, Bestand 10 (Ratsprotokolle) Nr. 241 Bl. 225v.

Am 20. Oktober 1794 notiere der Ratsverwandte Gottfried von Gall in seinem
Tagebuch, daß man mit der vor 8 Tagen begonnenen Nummerierung und Litterierung
der Häußer fortfahre: es wurden alle Hauser numerirt und litterirt, mit diesem bereits
8täg angefangener Arbeit continuirt.
Quelle: HAStK, Bestand 7030 (Chron.u.Darst.) Nr. 175, Bl. 71v.

Der Drucker Heinrich Josef Metternich (Mitglied des Rates) beantragt die
Genehmigung zur Veröffentlichung eines Adress-Kalenders, der u.a. die inzwischen
angebrachten Hausnummern enthalten soll, und zur Erhebung der erforderlichen
Angaben. Er betont dabei, daß durch die von Euer Gnaden veranstaltete Polizey-
Einrichtung … nunmehro alle Häußer hießiger Satdt nach Ordnung der Colonelschafften
mit Nummeren bemerkt sind.
Quelle: HAStK, Bestand 350 (Franz. Verw..) Nr. 306, Blatt 3-6

Als Bewohner des Hauses in der Glockengasse, das die Nummer 4711 erhalten hat,
stand noch im 2.Kölner Adreßbuch von 1797 die Witwe des Wilhelm von Lemmenseel.
Quelle: RWWA Abt.33, 2. Adreßbuch: Gemeinnütziger…Adresse-Kalender der Stadt
Köllen, Köln 1797, S. 103

Erst im 3.Kölner Adreßbuch von 1797 wird Wilhelm Mülhens als Bewohner genannt,
als Berufsbezeichnung ist angegeben: in Speculationsgeschaeften; unter den Herstellern
von Kölnisch Wasser im Branchenverzeichnis wird er noch nicht aufgeführt.
Quelle: RWWA Abt.33, 3. Adreßbuch: Verzeichnus der Stadt-Kölnischen Einwohner, Köln
1797, S. 179

3. Kölner Adreßbuch: Verzeichnus der Stadt-Kölnischen Einwohner, Köln 1797, Seite 179

1811 wurde die durchlaufende Nummerierung wieder abgeschafft und auf eine
straßenweise Nummerierung, wie sie heute üblich ist, umgestellt. Das Haus
Glockengasse Nr.4711 erhielt darauf die Hausnummer Glockengasse Nr.12 .
Quelle: RWWA Abt.33, Itinéraire de Cologne, 1813

Im Vorwort des französischsprachigen Adressbuchs von 1813 behauptet der Verleger
Thiriart, vor Ankunft der Franzosen habe es in Köln keine Häusernummerierung (
inconnu á Cologne avant l´arrivée des armées francaises au bord du Rhin), sie sei
1795angeordnet worden. Hier beginnt die Legendenbildung.
Quelle: RWWA Abt.33, Itinéraire de Cologne, 1813, S. 12

1854 zog Peter Joseph Mülhens von der Glockengasse 12 in das neu erbaute
Geschäftshaus mit neugotischer Fassade in der Glockengasse 26-28 um. Das Haus
Nr. 12, welches 1794 die Hausnummer 4711 bekommen hatte, stand erst leer und wurde
später nach Verkauf abgerissen.
Quelle: RWWA Abt.33 Kölner Adressbücher

1943 wurde das Haus Glockengasse 26–28 durch einen Bombenangriff völlig zerstört.
1963 wurde ein Neubau im Stil des Vorkriegsgebäudes an neuem Standort an der Ecke
Schwertnergasse 1/Glockengasse 4 errichtet. Die neugotische Fassade wurde jetzt mit
Arkaden um die Straßenencke fortgeführt. Das Bild des französischen Offiziers, der hoch zu Ross die Hausnummer 4711 auf die Fassade des Hauses in der Glockengasse schreibt, ist ein Produkt der Werbung und wird erstmals 1949 in einer Werbeanzeige von Karl Petau verwendet. Von dieser Vorlage wurde auch ein Gobelin, der in den 1950er Jahren in Auftrag gegeben worden war, gefertigt. In seiner szenischen Umsetzung fand es in den 1950er- und 1960er-Jahren große Verbreitung.
Quelle: Julia Kaun: Der Reiter in der Glockengasse. In: Kerstin Theis; Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Frankreich am Rhein, Greven Verlag Köln, 2009, ISBN
978-3-7743-0409-3, Seite 118-130

Quellen: Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK), Stiftung Rheinisch-Westfäliches Wirtschaftsarchiv (RWWA), KölN